Der Kampf geht weiter

Claudia Pechstein sucht sportlich und juristisch nach Rehabilitation

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Lächeln ist eingeübt. Sie bekommt es kaum noch von ihrem Gesicht, und es wirkt aufgesetzt. »Ich bin wieder da«, sagt Claudia Pechstein mit betont fester Stimme. Die Eisschnellläuferin ist nach zweijähriger Dopingsperre wieder startberechtigt und sie nimmt das zum Anlass, eine Pressekonferenz in Berlin abzuhalten. Derlei Termine hatte sie einige in den vergangenen 24 Monaten: viele Gelegenheiten zum lächeln üben. Mal saßen Anwälte an ihrer Seite, mal Mediziner, mal Prominente, um zu beweisen, dass Pechstein keine Dopingsünderin sei oder um ihr Unterstützung im letztlich erfolglosen juristischen Kampf gegen ihre Sperre zu geben. Die ist nun vorbei, doch die Kampfeslust ist Pechstein nicht abhanden gekommen.

Nur 4:15 Minuten wird Claudia Pechsteins nächster Kampf dauern, hofft sie. Diese Zeit muss sie am Samstag in Erfurt über 3000 Meter unterbieten, um noch eine Chance auf die WM-Teilnahme in Inzell im März zu haben. Möglich sei das, ist ihr reaktivierter Trainer Joachim Franke überzeugt. Sie könne sogar wieder unter die besten Drei der Welt laufen. »Natürlich wird das sehr schwer, bei all dem Medieninteresse«, fügt Pechstein hinzu.

Warum schürt sie dieses dann mit einer weiteren Pressekonferenz, die niemand wirklich braucht? Weil es so viele Anfragen gab, wirft Manager Ralf Grenge ein. Und es folgt eine für Pressekonferenzen sehr merkwürdige Sponsorenpräsentation. Dafür gab es sicher keine Anfragen.

Ebenso wenig wie für die abermalige medizinische Präsentation von Pechsteins Blutanomalie durch zwei Hämatologen. Die wiederholen ihre Diagnosen und Einschätzungen, dass der Eisschnelllauf-Weltverband ISU geschlampt und deren Arzt gelogen habe. »Ich habe mir die Blutwerte angesehen und bin zu dem Schluss gekommen: Niemals gedopt!«, sagt etwa Winfried Gassmann. Pechstein lehnt sich zurück und zeigt ein Lächeln, das nun ehrlicher wirkt. Der Sponsor klatscht laut Beifall.

Ein paar Neuigkeiten gibt es doch noch. Pechstein will nicht nur ihre Sperre am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anfechten: »Der Kampf ist erst vorbei, wenn ich vollständig rehabilitiert bin«. Sie plane auch, vor Gericht eine Ausnahme der Osaka-Regel zu verlangen. Die verhindert, dass Pechstein trotz abgelaufener Sperre bei den Olympischen Spielen in Sotschi teilnehmen darf. »Mir wurde Vancouver weggenommen. Jetzt will ich in Sotschi meine zehnte Olympiamedaille holen«, so die 38-jährige Berlinerin.

Außerdem hat Pechstein bei der ISU eine Ausnahmegenehmigung für erhöhte Retikulozytenwerte beantragt. Das könnte wahrlich noch einmal interessant werden. Denn wird Pechstein die gewährt, würde die ISU ihre eigenen Dopinganschuldigungen ad absurdum führen. Ohne Ausnahmestatus droht jedoch die nächste Sperre. Weitere Pressekonferenzen und medizinische Gutachten noch dazu.

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