Champions League ist Gaga
Handball: Bob Hanning will mit seinen Füchsen Berlin langfristigen Erfolg
ND: Herr Hanning, ein Sieg zum Rückrundenstart. Das passt doch.
Hanning: Die Mannschaft war nicht konzentriert und unsere Abwehr ein Hühnerhaufen. Aber es ist auch eine Qualität, ein schlechtes Spiel souverän zu gewinnen.
Stand das Spiel auf der Kippe? Der DHC musste am Dienstag Insolvenz anmelden.
Ja, wir haben in der Nacht davor lange miteinander telefoniert. Letztlich haben wir den Dormagenern einen Bus geschickt, denn ein Spielausfall hätte uns 100 000 Euro gekostet. Wir hatten die Halle gebucht, die Hefte gedruckt und das Essen bestellt. Da kann man die 12 000 Euro für den Bus verschmerzen.
Wie beurteilen Sie den Vorgang als Vizepräsident der Bundesliga?
So etwas kann man nie ausschließen. Der Verein kann wenig dafür: Ein Namenssponsor ist ausgefallen und zugesagte Leistungen wurden nicht erbracht. Die Liga muss nun überlegen, wie sie helfen kann. Vielleicht mit einem Rettungsfonds, gestützt von den großen Vereinen. Die Füchse haben auch Hilfe angeboten, indem man vielleicht Spieler nach Dormagen gibt, das Gehalt aber selbst zahlt. Der Standort Dormagen muss erhalten bleiben, vor allem wegen der vorbildlichen Jugendarbeit.
Mit einer Ablösesumme könnte man dem DHC doch auch helfen. Haben Sie während der Partie die Gästespieler etwas genauer beobachtet?
Helfen kann man mit einem Spielerkauf eher nicht, es wäre mehr egoistisches Interesse. Das habe ich natürlich auch. Wir interessieren uns konkret für den Rückraumspieler Kentin Mahé. Wenn es in Dormagen Auflösungserscheinungen gibt, würden wir ihn gern verpflichten.
Mit dem Sieg sind die Füchse weiter auf Platz zwei. Das hieße Champions-League-Teilnahme.
Champions League ist Gaga. Mit den finanziellen Möglichkeiten unserer Konkurrenten können wir nicht mithalten. Aber nach der überraschend guten Hinrunde ist der Europapokal das Ziel. Langfristig wollen wir uns in Europa etablieren – so schnell und kontinuierlich wie möglich.
Als HBL-Vizepräsident sind Sie auch in der neuen Task Force Nationalmannschaft. Heiner Brand bleibt vorerst Bundestrainer, die Probleme bleiben aber auch.
Das stimmt. Es ging vor der EM-Qualifikation erst mal darum, Heiner Brand zu überzeugen, dass es kurzfristig ohne ihn nicht geht. Auch wenn er nicht die Rückendeckung aller Bundesligisten hat. Die Probleme zwischen den als Wirtschaftsunternehmen geführten Vereinen und dem Verband sind nicht so einfach zu lösen. Unser Berliner Modell, die Zusammenarbeit der Füchse mit den Vereinen, dem Senat, dem Verband und der Eliteschule Sport würde ich gern auf den gesamten Handball übertragen. Es hat auch lange gedauert, aber letztlich ist der Erfolg der Füchse ein Erfolg aller.
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