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Toiletten als Spiegel der Macht

Jafar Panahis »Offside«

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

In Iran feiert man heute den Jahrestag der Revolution, und die Berlinale feiert mit – auf ihre Weise. Mit der Galavorführung eines Films, der hier schon einmal eine Galaaufführung hatte. Für »Offside« wurde der iranische Regisseur Jafar Panahi vor fünf Jahren mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Und mit einer erneuten Vorführung von »Offside« richtet die Berlinale ihre Scheinwerfer auf eine Revolution, die einst gegen die Repression unter dem Schah-Regime antrat, aber inzwischen längst damit beschäftigt ist, ihre eigenen Kinder zu fressen.

»Offside« ist ein politischer Film, das heißt: vor allem ein zutiefst menschlicher. Selbst wenn man nicht ins Lager der Fußballfans gehört, wird einen diese Tragikomödie um einige Frauen nicht kalt lassen, die sich die iranischen Nationalfarben ins Gesicht schmieren und versuchen, ein alles entscheidendes WM-Qualifikationsspiel mit eigenen Augen zu sehen – im Stadion. Ein unschuldiger Wunsch, dem ein gigantisches Hindernis entgegensteht: Wenn Männer auf dem Rasen spielen, ist auch nur Männern der Zutritt gestattet.

Die Frauen haben keine Chance, auch dann nicht, wenn sie den Schleier ablegen – eine kleine Geste, die große Strafen nach sich ziehen kann – und aufzutreten versuchen, als gehörten sie zur Männergesellschaft, die johlend das Spiel kommentiert.

Eine wird es tatsächlich schaffen, den jungen Soldaten zu entgehen, die vor der Absperrung auf der Stadionrampe die aufgegriffenen Frauen bewachen sollen. Da wird der Film, am Rande eines realen Qualifikationsspiels gedreht, unversehens dokumentarisch: Die johlende Menge ist echt. Die junge Frau aber, nach soviel Aufregung von einem natürlichen Bedürfnis überkommen, scheitert erneut an der Geschlechtertrennung: Wo keine Frauen vorgesehen sind, da gibt es auch keine – Damentoilette.

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