Ballacks langer Weg zurück
Ärger in Leverkusen über zu hohe Erwartungen an Kapitän der Nationalelf
Das Wetter war trostlos, als Michael Ballack am Freitagmittag mit den Kollegen von Bayer Leverkusen auf den Trainingsplatz trottete. Das graue Szenario passte zu der Schlagzeile der »Bild-Zeitung«, die feststellte: »Die Nationalelf braucht Michael Ballack nicht mehr!«
Der Nationalmannschaftskapitän zeigte sich von diesem Frontalangriff aber völlig unbeeindruckt. Er ging im dunklen Trainingsanzug seiner Arbeit nach, schließlich hat der 34-Jährige nach langen Pausen in den vergangenen acht Monaten Nachholbedarf. »Im Grunde hat es Michael doch selbst in der Hand. Für uns ist wichtig, dass er hier wieder funktioniert und in Topform kommt«, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler vor dem heutigen Bundesliga-Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt.
Der 98-malige Nationalspieler Ballack hatte durch ein Foul von Kevin Boateng im FA-Cup-Finale mit dem FC Chelsea die WM-Endrunde in Südafrika verpasst und wegen einer weiteren Verletzung den Großteil der laufenden Saison gefehlt. Derweil haben ihm Sami Khedira von Real Madrid und Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern München auf der Position zentral vor der Abwehr verdrängt.
Rudi Völler geht gelassen mit der Diskussion um den einst so unumstrittenen Leitwolf um. »Michael Ballack war lange einer unser wenigen Weltklassespieler. Jetzt hat sich der Fundus von Talenten vervielfacht. Das ist sehr schön«, so Völler mit Blick auf Mesut Özil, Thomas Müller oder Mario Götze.
Das hatte sich vor dem Jahreswechsel beim Tabellenzweiten noch anders angehört, als etwa WM-Spielführer Philipp Lahm in der Kapitänsfrage seinen Hut in den Ring geworfen hatte oder Bundestrainer Joachim Löw in einem Interview erklärte, irgendwann müsse jeder erkennen, »dass die Zeit vorbei ist, in der man Top-Leistungen bringen kann«. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hatte damals »Respektlosigkeit der Persönlichkeit Michael Ballack gegenüber« beklagt.
»Wichtig ist, dass Michael mit Joachim Löw Kontakt hat. Michael wird sich seine Gedanken gemacht haben. Und er wird so reagieren, wie man reagieren muss. Ich bin optimistisch, dass er wieder in Topform kommt. Er ist kurz davor«, sagte Völler.
Ähnlich hat sich auch Leverkusens Trainer Jupp Heynckes geäußert und Kritik an der öffentlichen Erwartungshaltung geübt. »Wenn ein Spieler nach einer so langen Verletzungspause ein Spiel über 90 Minuten macht, wird sofort wieder spekuliert: Wann kann er wieder für die Nationalmannschaft spielen? Das ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann.«
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