Wenig Geld für Anti-Dopingkampf

Organisationen und Projekte sind auf geringe finanzielle Mittel angewiesen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.

Immer wieder erschüttern Dopingskandale die internationale Sportszene. Erst vor Kurzem gestand der italienische Radrennfahrer Riccardo Riccò gegenüber Ärzten, bei sich selbst eine Eigenbluttransfusion vorgenommen zu haben. Er war zuvor mit drohendem Nierenversagen in ein Krankenhaus eingeliefert worden.

Die Folgen des Dopings sind verheerend. Einige Sportler erleiden Erkrankungen und Sportarten wie derzeit der Radsport drohen, wegen des Rückzugs der Fernsehsender, Fans und Sponsoren massiv an Bedeutung zu verlieren. Seit immer mehr Vorfälle der Öffentlichkeit bekannt werden, beschwören Sportverbände, Organisationen und Politik einen verschärften Kampf gegen Doping. Doch letztere scheint auch in Deutschland bei der Finanzierung dieses Kampfes eher zurückhaltend zu sein. Dies wird auch an der Situation der für das Kontrollsystem auf internationaler Ebene zuständigen Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) deutlich.

Die vor elf Jahren gegründete Organisation soll den Anti-Dopingkampf weltweit »harmonisieren«, also internationale Standards entwickeln. Dafür hat sie einen Gesamtetat von lediglich rund 27 Millionen US-Dollar (etwa 20 Millionen Euro) zur Verfügung. Sie gilt damit als unterfinanziert. Jeweils die Hälfte des Budgets wird vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sowie der öffentlichen Hand beigesteuert.

Im November vergangenen Jahres einigten sich Regierungen von 47 europäischen Staaten auf eine Erhöhung der Beiträge um gerade einmal zwei Prozent. Die geringste Steigerung in der Geschichte der Organisation. WADA-Generaldirektor David Howman kritisierte, dass die zusätzliche Zuwendung lediglich die Inflation abfange und somit Stagnation bedeute.

Die WADA versucht, eine rigorose Anti-Doping-Politik durchzusetzen – was der Organisation auch harte Kritik zahlreicher namhafter Sportler und Funktionäre wie Michael Ballack, Rafael Nadal und Theo Zwanziger eingebracht hat. Sie bewerten die umstrittene Meldepflicht außerhalb der Wettkämpfe als »übertrieben«. Sportler würden dadurch unter Generalverdacht gestellt und in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt.

Trotz dieser strittigen Maßnahmen muss hervorgehoben werden, dass die WADA wegen ihres länderübergreifenden Engagements derzeit eine sehr wichtige Rolle im Anti-Dopingkampf spielt. Sie finanziert Anti-Doping-Organisationen, die 122 Länder bei den Kontrollen der Sportler unterstützen.

Doch die finanziellen Mittel der WADA drohen knapper zu werden. Laut einem Bericht des »Deutschlandfunks« wollen Europas Regierungen ihre Zahlungen im kommenden Jahr einfrieren. Dies soll das Bundesinnenministerium wegen finanzieller Engpässe als Folge der Finanzkrise im Juni 2010 im Europarat beantragt haben.

Auf nationaler Ebene sind die deutschen Gelder für den Anti-Dopingkampf ebenfalls eher knapp bemessen. Kürzlich wurde im Sportausschuss des Bundestages über die Wirkungen des im Jahr 2009 verabschiedeten nationalen Dopingpräventionsplans diskutiert. Laut Staatssekretär Christoph Bergner (CDU) zahle der Bund 300 000 Euro und die Länder 60 000 Euro für 18 in diesem Jahr geplante Projekte. Bergner sprach in diesem Zusammenhang von einem »finanziellen Defizit«. Außerdem würden sich einige Bundesländer unzureichend beteiligen.

Der Präventionsplan konzentriert sich hauptsächlich darauf, junge Sportler über die Gefahren des Dopings aufzuklären und dabei auch das Umfeld, also Trainer, Betreuer, Eltern und Sportärzte einzubeziehen. Durch die vorbeugenden Maßnahmen sollen die Überprüfungen bei Wettkämpfen und im Training ergänzt werden.

Fraglich ist, ob durch diese Strategien auch Verbindungen, über die Doping organisiert wird, bekämpft werden können, anstatt nur Einzeltäter zu überführen und Aufklärung zu betreiben. Es besteht nämlich der Verdacht, dass die Einnahme verbotener Substanzen zur Leistungssteigerung in einigen Fällen in einem Netzwerk von Trainern, Sportlern und Ärzten systematisch betrieben wird. Bekanntestes Beispiel ist der spanische Sportarzt Eufemiano Fuentes, Schlüsselfigur im großen Radsportskandal im Vorfeld der Tour de France 2006. Ihm wird vorgeworfen, in Zusammenarbeit mit Trainern Dopingpläne für mehrere Sportler entworfen zu haben.

In diesem Bereich könnte sich nun etwas bewegen. Um auch Hintermänner zu überführen, werde die für die Koordinierung eines Doping-Kontroll-Systems zuständige Stiftung, die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland (NADA), künftig ihre Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und dem Zoll verstärken, erklärte NADA-Funktionär Lars Mortsiefer.

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