Kurzer Genuss mit Jay-Jay

Champions League: Bayerns Debütanten glänzen beim 1:0 bei Inter Mailand

  • Elisabeth Schlammerl, Mailand
  • Lesedauer: 3 Min.

Kurz vor Schluss war plötzlich ein bisschen von Jay-Jay Okocha im Mailänder San Siro dabei. Der frühere Frankfurter Fußballprofi, der so schöne Tore schießen konnte und diese anschließend so schön bejubelte. Zumindest für Mario Gomez war der Nigerianer dabei, als der Stürmer des FC Bayern München am Mittwochabend nach seinem Siegtreffer in der Schlussminute des Champions-League-Spiels gegen Inter Mailand ein Tänzchen auf den Rasen legte. »Okocha war mein erstes Vorbild und meine Wände waren voll mit Postern von ihm«, erklärte Gomez den eigenwilligen Jubel später.

Für das entscheidende Tor beim 1:0-Sieg im Hinspiel des Achtelfinales, das dem FC Bayern eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in drei Wochen bescherte, brauchte Mario Gomez keine großen Okocha-Tricks. Er musste einfach zur Stelle sein, als Arjen Robben in der 90. Minute aus der Distanz schoss und Inter-Torhüter Julio Cesar den Ball abprallen ließ.

Als die Bayern gestern Mittag gut gelaunt aus Mailand abreisten, war die zur Revanche für die Niederlage im Champions-League-Finale hochstilisierte Partie aber gedanklich schon abgehakt. »Wir haben noch nichts erreicht. Wenn wir in drei Wochen was auf die Mütze bekommen, hat uns das hier gar nichts gebracht«, sagte Thomas Müller. Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte bei seiner Bankettrede schon nach vorne geblickt: »Eigentlich müsste ich sagen, genießt den Augenblick, aber am Samstag spielen wir gegen Dortmund.«

Rummenigge sah sich aber bestätigt, dass der FC Bayern nun »auf Augenhöhe« sei mit dem Team, das dem deutschen Meister neun Monate zuvor im Finale noch die Grenzen aufgezeigt hatte. »Wir haben besser gespielt als in Madrid«, stellte er fest. Vor allem in der Offensive. Und wenn Gomez der Mann der letzten Minute war, dann war Torhüter Thomas Kraft der der restlichen Spielzeit. Der 22-Jährige, den Trainer Louis van Gaal gegen den Wunsch des Vorstands zur Nummer eins befördert hatte, strahlte in seiner ersten Champions-League-Partie eine erstaunliche Ruhe und Sicherheit aus. Kraft sei »ein Reflextorwart«, lobte van Gaal, »und Reflexe waren sehr wichtig« wie bei den gefährlichen Schüssen von Samuel Eto´o und Fabio Cambiasso.

Der andere Debütant im Team der Bayern erledigte seine Aufgabe ähnlich überzeugend. Luis Gustavo störte die Kreise von Regisseur Wesley Sneijder so wirksam, dass der Niederländer irgendwann nur noch wegen seiner ständigen Diskussionen auffiel. Der Winter-Neuzugang aus Hoffenheim, für den viele zuletzt lieber den zum AC Mailand abgewanderten Mark van Bommel im Team gesehen hätten, durfte am Mittwoch zum ersten Mal von Anfang an auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld spielen. »Ich dachte, er kann die Lösung gegen Sneijder sein«, sagte der Bayern-Trainer. Es sieht ganz so aus, als wäre das nicht die einzige richtige Entscheidung, die van Gaal in den vergangenen Monaten getroffen hat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.