Hilferuf der Schulen in Mitte

Erneuter Brandbrief von Leitern der Bildungseinrichtungen des Bezirks

  • Burkhard Fraune, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Vor zwei Jahren führte sie ihr Protestbrief bis ins Kanzleramt. Nun haben die Schulleiter von Berlin-Mitte wieder geschrieben: einen »verzweifelten Hilferuf», weil sich nichts geändert habe.

Es geht um zu große Klassen, überforderte Lehrer, heruntergekommene Schulen: Mit einem neuen Protestbrief an Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) rufen die Schulleiter aus Berlin-Mitte um Hilfe. Unterschrieben haben die Direktoren aller 68 Schulen des Bezirks, zu dem das Regierungsviertel gehört, aber auch die sozialen Brennpunkte Moabit und Wedding. Darüber berichtete die »Berliner Zeitung«. »Das ist ein verzweifelter Hilferuf«, sagte Thomas Schumann, einer der Unterzeichner, am Freitag der dpa. Der Leiter der Weddinger Herbert-Hoover-Oberschule beklagt, dass sich kaum etwas verbessert habe, seit die Lehrer vor zwei Jahren mit einem ähnlichen Protestbrief Aufsehen erregten. Damals warnten sie vor dem »bildungspolitischen Aus« und einer beispiellosen Flucht von Schülern auf Privatschulen. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), lud zum Gespräch ins Bundeskanzleramt, auch der Bildungssenator setzte sich mit den Pädagogen zusammen. Doch ein gutes halbes Jahr nach der Berliner Schulreform fühlen sich die Direktoren weiter allein gelassen.

Eine »kostenneutrale« Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen zur Sekundarschule könne nicht gelingen, sagte Schumann. »Es bestätigen sich die Befürchtungen, dass wir mit der Reform nur größere Hauptschulen schaffen, ohne sie entsprechend auszustatten.« Der Senat mache den gleichen Fehler, wenn er nun Förderschulen auflöse, um behinderte Kinder in Regelschulen zu unterrichten, ohne diese ausreichend mit Lehrern zu versorgen. Ohnehin gebe es große Probleme, Lehrer für Brennpunktschulen zu werben. »Eigentlich brauchen sie die Besten«, sagte Schumann. »Aber nach Mitte will keiner, nach Wedding schon gar nicht.« Der Schulleiter verlangt einen Bonus – eine Gehaltszulage oder geringe Stundenverpflichtungen – für die Lehrer, die es oft mit Schülern zu tun haben, die schlecht Deutsch sprechen und zu Hause kaum gefördert werden. Viele müssten vor allem soziale Probleme bewältigen, sagte Schumann. »Manche Kollegen sagen: Unterricht wäre eine schöne Alternative.«

In ihrem Brief fordern die 68 Schulleiter zudem besser ausgestattete Sekretariate, weniger Unterrichtsverpflichtungen für die Leitung und eine bessere bauliche Unterhaltung der Schulen.

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