Kombinierer mit Doppelsieg

Gold für Eric Frenzel, Silber für Tino Edelmann im Einzelwettbewerb

Es schien wie verhext. Noch vierzig Minuten sollte es bis zum Start des 10-Kilometer-Laufes der Nordischen Kombination dauern, da begann es plötzlich zu schneien am Holmenkollen. Nicht genug, dass es der Wind am Midstubakken schon mit den deuschen Hoffnungsträgern Björn Kicheisen (96,5 Meter) und Johannes Rydzek (97,5 Meter) nicht besonders gut gemeint hatte. Nicht genug, dass die Bedingungen beim Skispringen schwierig waren, wie der spätere Bronzemedaillengewinner Felix Gottwald klagte: »Bei solchem Nebel sieht man nichts. Man springt ins Graue und verlässt sich auf die Erfahrung – darauf, dass man das kann. Erst wenn die Striche irgendwann sichtbar werden, weiß man, ob es weit geht.«

Nun also Neuschnee, gerade jetzt, wo doch der Oberwiesenthaler Eric Frenzel nach seinem Schanzenrekord von 109,5 Metern überraschend in Führung lag. Sein Teamkollege, der Vizeweltmeister von 2009, Tino Edelmann, hatte als Sechster (103 Meter) ebenfalls noch die Medaillen im Blick. Jetzt mussten die DSV-Skitechniker noch einmal raus in den Schnee um die Ski neu zu präparieren. Denn Neuschnee macht die Piste stumpf und langsam. Sollte der Schnee die Wiedergutmachung der Kombinierer verhindern, die bei Olympia ohne Einzelmedaille geblieben waren?

Als Eric Frenzel sich um punkt 13 Uhr auf die Strecke machte, hatten die Techniker tatsächlich noch einen perfekten Ski für ihn herbeigezaubert. Der 22-Jährige stach entschlossen seine Stöcker in den Schnee und lief im wiegenden Skatingschritt unbeirrt vor dem Rudel Konkurrenten her, das ihn verfolgte. Schnell hatte Titelfavorit Felix Gottwald aus Österreich aus 1:13 Minuten eine halbe gemacht, dann allerdings stagnierte er. Frenzels Vorsprung blieb konstant. Und so lief er einsam seine Runden, die gutgelaunten Fans in den Wäldern am Holmenkolen jubelten ihm zu. Hinter ihm rackerte, das wusste er per Zuruf, der Österreicher, an dessen Hacken sich Tino Edelmann aus Zella-Mehlis gehängt hatte. Gottwald mühte sich, doch die alleinige Verfolgungsarbeit zermürbte ihn zusehends. Schließlich bog Eric Frenzel auf die letzte Gerade und fuhr jubelnd ins Ziel. Sekunden später schloss er seinen Kollegen Edelmann in die Arme, der in Gottwalds Windschatten gewartet hatte (»Natürlich hätte ich die Kraft gehabt, Führungsarbeit zu machen. Aber das tue ich doch nicht, wenn mein Kollege dort vorne fährt!«), um den Spurt um Silber zu gewinnen. Die beeindruckende Leistung der beiden Deutschen komplettierte Johannes Rydzek (19) aus Oberstdorf, der als Vierter ankam.

Ungläubig begutachtete Eric Frenzel des Leibchen, das ihm nach dem Rennen übergestreift wurde: »FIS World Champion.« stand darauf: »Kaum zu glauben, dass dort nicht mehr Junior steht«, strahlte der Juniorenweltmeister von 2007. »Es war traumhaft, hier zu laufen. Ich bin Weltmeister, hier in Oslo, an der Wiege des Skisports! Was Größeres gibt es nicht!«

Und dann zeigten sich sofort jene Wesenszüge, die Bundestrainer Hermann Weinbuch so an ihm schätzt, das Bodenständige, das Augeglichene. Frenzel dankte den Technikern für ihre Arbeit, seinem Heimtrainer Jens Einsiedel und seinem Vater Uwe. Der Ex-Biathlet hatte ihn an der Strecke angefeuert. »Meinen Vater höre ich imer heraus.« Vorm Gehen richtete der junge Mann aus dem Ort Geyer Grüße an seine Freundin aus, mit der er den Sohn Philipp hat, der im Januar vier Jahre alt wurde. Philipp ist sein größter Fan: »Der kennt fast das ganze Starterfeld der Kombinierer.«

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