Hoffnung auf ein gutes Ende
Schalke 04 zieht mit einem 1:0-Sieg beim FC Bayern ins Pokalfinale ein
Manuel Neuer riss nach dem Abpfiff die Fäuste in den Münchner Nachthimmel, stürmte mit einem breiten Grinsen seinem Ersatzmann Mathias Schober entgegen und fiel ihm in die Arme. Der Nationaltorwart hatte sein Team nicht nur zum 1:0 (0:0)-Sieg bei Bayern München und ins Finale des DFB-Pokals geführt, er bestand einen wahren Spießrutenlauf in der Arena seines möglicherweise neuen Arbeitgebers mit Bravour.
Bereits vor dem Anpfiff hatten die Bayern-Fans weiße Zettel in die Höhe gehalten, auf denen »Koan Neuer« (Kein Neuer) zu lesen war und wurde im Spiel bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Der 24-Jährige ließ sich auch von ständigen Pfiffen blieb souverän und locker, zeigte seine Klasse beim Herauslaufen, strahlte eine fast unheimliche Ruhe aus, war reaktionsschnell und nicht zu überwinden. »Es wichtig, nicht auf Transparente, sondern auf den Ball zu achten«, sagte er nach dem Spiel gelassen. Einen Wechsel will er trotz der Anfeindungen nicht ausschließen: »Ich habe nicht gesagt, dass ich zu den Bayern wechseln will. Aber alles ist möglich.«
Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zeigte für die Attacken der eigenen Anhänger kein Verständnis und versuchte, vielleicht nicht ohne Hintergedanken, Neuer zu besänftigen: »Das ganze Land Bayern und auch der FC Bayern sind bekannt für seine Gastfreundschaft. Der Junge hat uns nichts getan. Ich möchte mich im Namen des FC Bayern bei ihm entschuldigen.«
Neuer freute sich derweil über den ersten Finaleinzug der Schalker seit 2005. In Berlin steigt am 21. Mai das Ruhrpott-Derby gegen den Zweitligisten MSV Duisburg. »Das ist ein Traum«, sagte er.
Auch Felix Magath konnte die Genugtuung über die gelungene Revanche für das Halbfinalaus im vergangenen Jahr kaum verbergen: »Wir wussten, dass wir Chancen bekommen würden.« Der Trainer war zwar zufrieden mit der Leistung seines Teams, für das der Siegtorschütze Raul (15.) immer wichtiger wird. Eine Erklärung für die zwei Gesichter der Mannschaft hatte aber auch er nicht: »Es ist schwer zu erklären, warum wir in der Champions League und im Pokal unsere besten Leistungen zeigen.«
Die wechselnden Auftritte nerven auch Neuer. »Das müssen wir ändern«, blickt er auf das Ligaspiel am Sonnabend beim VfB Stuttgart. Das Selbstvertrauen vom Münchener Coup könnte dabei helfen. Urplötzlich sieht es so aus, als könne die Saison doch noch ein gutes Ende nehmen. Die Schalker sind seit Mittwoch einem Titel weitaus näher als der große FC Bayern.
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