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Was tut die LINKE für Behinderte?
Landtagsabgeordneter Jürgen Maresch wünscht mehr Engagement / Der frühere Erste Polizeihauptkommissar Jürgen Maresch sitzt seit 2009 für die LINKE im Brandenburger Landtag
ND: Herr Maresch, Sie bemängeln, die Linkspartei rede viel über die Gleichberechtigung behinderter Menschen, tue aber zu wenig. Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?
Maresch: Ich habe bestürzt feststellen müssen, dass es für den Landesparteitag am Wochenende einen Antrag zur Schaffung von Gemeinschaftsschulen gibt, in dem die behinderten Schüler jedoch mit keinem Wort erwähnt werden. Dabei brennt das Thema gerade jetzt auf den Nägeln.
Warum?
In Guben soll die Albert-Schweitzer-Förderschule für Behinderte geschlossen werden, weil es dort zu wenig Anmeldungen gibt. Den Eltern wird gesagt, sie sollen ihre Kinder in die Förderschule nach Cottbus bringen. Das ist aber gar nicht so leicht. Ich kenne den Weg, weil ich selbst beruflich lange zwischen Cottbus und Guben gependelt bin. Man benötigt mit einem Pkw, wenn man gut durchkommt, 35 Minuten. Die Fahrdienste mit den schwerbehinderten Kindern wären jedoch im Berufsverkehr unterwegs. Sie würden mindestens eine Stunde benötigen.
Das kann man besonders schwerbehinderten Kindern nicht zumuten. Autofahrten sind generell für Behinderte anstrengender als für gesunde Menschen.
Was müsste getan werden?
Es dürfte für Förderschulen nicht die Regel gelten, dass es mindestens 24 Schüler pro Klasse gibt. Auch mit weniger Anmeldungen – in Guben sind es 19 – müsste die Schule geöffnet bleiben.
Wäre es nicht besser, wenn die Behinderten in normalen Schulen mit nicht behinderten Altersgenossen lernen?
Das Stichwort lautet Inklusion. Ja, ich bin sehr dafür. Man muss aber wissen, dass viele Eltern Bedenken dagegen haben. Sie fürchten, dass ihre Kinder dort nicht genügend Aufmerksamkeit finden. Gut klappt es in Brandenburg bei Blinden, Stummen, Tauben oder Rollstuhlfahrern. 30 Prozent von ihnen lernen in normalen Schulen. Mit diesem Wert liegt das Bundesland in der Bundesrepublik an der Spitze. Schlecht sieht es bei den Schwerbehinderten aus – man sagt auch geistig Behinderten, aber ich benutze dieses Wort nicht gern. Diese Kinder und Jugendlichen würden in einer normalen Schule extra Einzelfallhelfer benötigen. Für sie müssten besondere Bedingungen geschaffen werden.
Das kostet sicherlich etwas und Brandenburg steht unter Sparzwängen?
Ja, das kostet tatsächlich Geld. Darüber wünsche ich mir eine ehrliche Diskussion. Wenn wir uns die Inklusion in Brandenburg stellenweise nicht leisten können, dann müssen wir aber die Förderschulen erhalten und dürfen sie nicht schließen. In Kleinmachnow sollte auch eine Förderschule geschlossen werden. Das konnte gerade noch verhindert werden.
Sie sind wegen der Erfahrungen, die sie als Vater eines schwerstbehinderten Sohnes gemacht haben, in die Politik gegangen, obwohl sie als ranghoher Bundespolizist mehr Geld verdienten. Sie haben sich damals für die LINKE entschieden, weil diese sich deutlich im Interesse der Behinderten aussprach. Haben Sie sich geirrt? Sind sie jetzt enttäuscht?
Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig. Die anderen Parteien interessieren sich überhaupt nicht für die Behinderten und ihre Angehörigen. Aus der LINKEN gibt es immerhin viele Willensbekundungen, sich um die Schwächsten in der Gesellschaft zu kümmern. Aber nur reden, das ist mir zu wenig. Es geht schließlich um rund 200 000 Behinderte in Brandenburg.
Interview: Andreas Fritsche
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