Fünf Worte – ein Konflikt

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie morden, und wir bauen.« Es ist dieser Zynismus, der Israels Regierungschef immer kennzeichnete und einen der Spitzendemagogen der Gegenwart hat werden lassen. Die Mörder der israelischen Siedlerfamilie sind noch flüchtig, und man darf davon ausgehen, dass sie auch von der Palästinensischen Autonomiebehörde verfolgt werden, aber Netanjahu hat noch am Tag der Tat bereits gerichtet: Als Sühne für den Mord bauen wir jetzt. Für diese israelische Regierung ist das völlig selbstverständlich: Ein palästinensisches Dorf, aus dem die Mörder nicht einmal kommen, wird kollektiv bestraft; und Netanjahu sagte nicht »auf der Westbank«, sondern spricht von »unserem Land«. Da lebt er wieder, der verlogene John-Wayne-Habitus des vorvorigen Jahrhunderts, der nur Gut und Böse kennt; hier friedliche Siedler und dort hinterrücks mordende Indianer.

Bei aller berechtigten Empörung über den Mord – warum fragt niemand, wie die bisherigen 500 000 jüdischen Siedler auf die palästinensische Westbank kamen? Welche palästinensischen Verbrechen waren dem vorausgegangen? Spielt es für die Beurteilung denn gar keine Rolle mehr, wo der Mord geschah, wie die jüdische Familie dorthin kam und welches Recht sie hatte, dort zu sein? Und was würde Netanjahus Satz im Umkehrschluss bedeuten? Gibt er nun auch Land ab für jedes von seiner Armee getötete palästinensische Kind? Dann würde es sehr bald sehr eng in Israel.

Sie morden, und wir bauen. Es lassen sich kaum fünf Worte finden, die den Nahostkonflikt treffender kennzeichnen, wenn man ihn denn spiegelverkehrt wahrnehmen will.

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