Was essen wir wirklich?
Lebensmittelverpackungen zeigen Kühe auf grünen Wiesen, eine Butterblume im Maul. Nichts als glückliche Hühner weit und breit, reifes Obst, reetgedeckte Bauernhäuser und lachende Familien auf Picknickdecken. Eine ländliche Fachwerkidylle, die mit der tatsächlichen Produktion eines Großteils unserer täglichen Nahrung nichts mehr zu tun hat. Das Essen auf unserem Teller ist längst Fabrikware.
Der Erdbeergeschmack im Joghurt hat mehr mit Sägespänen gemein als mit frischem Obst, die Milch muss so billig sein, dass der Bauer lieber gleich Bankrott anmeldet, und wie es den Tieren ergeht, die in Supermarkt und Fast Food-Ketten stückweise über den Tresen gehen, spottet jeder Beschreibung.
Jahreszeiten sind ein Ding von gestern, Tomaten, Erdbeeren, Südfrüchte das ganze Jahr erhältlich. Geflügel wird in fensterlosen Hallen gehalten und in Rekordgeschwindigkeit auf eine solche Fleischmenge hochgezüchtet, dass es nicht mehr aufrecht stehen kann. Vom Ei zum fertigen Huhn am Drehspieß vergehen nur noch gut sechs Wochen. Hühnerfarmer sind von ihren Auftraggebern abhängig, die Eier liefern und schlachtfertiges Viehzeug abholen. Wer das Elend nicht mehr sehen mag und es satt hat, täglich tote Hühner einzusammeln, verliert den Vertrag und steht vor dem Nichts.
Wenn Fälle von Lebensmittelvergiftungen durch die Hamburger der Fast-Food-Ketten bekannt werden, sitzt der Konzern das aus. Eine Rückrufaktion ist teuer und rufschädigend, lieber lässt man sich auf einzelne Prozesse ein. Rinder vegetieren in Massenhaltungen dahin, wo sie knietief im Kot stehen, bevor sie in Großschlachthäusern landen, die den Kot gleich mitverarbeiten. Mais beherrscht die Anbauflächen der USA, Mais findet sich in zwei von drei abgepackten Lebensmitteln. Und in den Mägen von Mastrindern, die dafür nicht ausgerichtet sind und anfällig für Bakterienkulturen werden.
Regisseur Robert Kenner holte sich Anregungen bei zwei US-Mahnern wider den ernährungstechnischen Irrsinn, den westliche Wohlstandskulturen sich leisten, bei Michael Pollan, Autor von »Das Dilemma des Allesfressers«, und Eric Schlosser, Autor von »Fast Food Gesellschaft«, bevor er seinen Oscar-nominierten Dokumentarfilm »Food, Inc. – Was essen wir wirklich?« drehte. Er befasst sich vorrangig mit der Situation auf dem US-Markt, wo die Monopolisierung des Lebensmittelmarktes durch wenige Konzerne besonders verbrauchergefährlich fortgeschritten ist. Er sprach mit Hühnerzüchtern, die keine Antibiotika mehr vertragen, weil sie ihren Hühnern täglich welche verabreichen. Und mit der Mutter eines Jungen, der an einem bakterienverseuchten Hamburger starb. Hart – aber erhellend.
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