Flamme der Erkenntnis

Vor 200 Jahren wurde der deutsche Chemiker Robert Bunsen geboren

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Es sei zwar möglich, die Größe und Entfernung eines Sterns zu bestimmen, schrieb 1835 der französische Philosoph Auguste Comte. Aber kein Mensch werde je herausfinden, aus welchen Stoffen ein solcher Himmelskörper bestehe. Kaum 25 Jahre später galt Comtes Skepsis als widerlegt. Denn ausgehend von der Erkenntnis, dass jedes chemische Element ein charakteristisches Linienspektrum aussendet, hatten die deutschen Naturforscher Robert W. Bunsen und Gustav R. Kirchhoff 1859 das Sonnenlicht untersucht und dabei festgestellt: Die Elemente, die auf der Sonne vorkommen, sind von irdischen nicht verschieden.

Die sogenannte Spektralanalyse versetzte Chemiker auch in die Lage, neue chemische Grundstoffe zu entdecken. 1861 stießen Bunsen und Kirchhoff bei der Untersuchung von Dürkheimer Mineralwasser auf zwei unbekannte Linien im blauen Spektralbereich, welche sie einem Element zuordneten, das seither den Namen »Cäsium« (von lat. caesius = himmelblau) trägt. Durch den Einsatz spektroskopischer Methoden wurden in der Folgzeit weitere unbekannte Elemente gefunden, darunter Rubidium, Thallium, Indium und Gallium.

Bereits im 16. Jahrhundert war Alchimisten aufgefallen, dass chemische Stoffe eine farblose Flamme auf spezielle Weise färben. Natrium zum Beispiel hinterlässt ein kräftiges Gelb. Als Heizquelle für solche Flammenversuche diente den Chemikern ein von Michael Faraday erfundener Gasbrenner, den Bunsen 1855 so umkonstruierte, dass nun das Brenngas selbst durch eine verstellbare Öffnung die Verbrennungsluft ansaugte. Dabei entstand bei Bedarf eine ruhig brennende und nicht leuchtende Flamme. Dieses bis heute in vielen Laboratorien verwendete Gerät, dessen Maximaltemperatur bei ca. 1500 Grad Celsius liegt, ist weltweit als »Bunsenbrenner« bekannt.

Robert Wilhelm Bunsen wurde am 30. März 1811 als Sohn eines Literaturprofessors in Göttingen geboren. Er studierte an der dortigen Universität Naturwissenschaften und Mathematik und promovierte 1831 mit einer Arbeit über physikalische Messinstrumente. Anschließend reiste er, um sich weiterzubilden, fast zwei Jahre durch Europa. Nach Göttingen zurückgekehrt, machte er die lebensrettende Entdeckung, dass Eisenoxidhydrat ein wirksames Mittel gegen Arsenvergiftungen ist.

In den folgenden Jahren lehrte Bunsen (als Nachfolger Friedrich Wöhlers) an der Gewerbeschule in Kassel und später an der Universität Marburg. Bei der systematischen Erforschung elektrochemischer Vorgänge gelang es ihm hier, die teuren Platinplatten in galvanischen Elementen durch billige Kohleplatten zu ersetzen. Die von ihm 1841 entwickelte Zink-Kohle-Batterie (Bunsenelement) lieferte eine Spannung von knapp zwei Volt und war seinerzeit eine der leistungsfähigsten elektrischen Stromquellen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Breslau wurde Bunsen 1852 an die Universität Heidelberg berufen, wo er als akademischer Lehrer vielen nachmals berühmten Chemikern in lebhafter Erinnerung blieb: Carl Schorlemmer, Dmitri Mendelejew, Adolf von Baeyer, um nur einige zu nennen. Eine Berufung nach Berlin lehnte Bunsen mit der Begründung ab, dass er nicht »unter dem Regime eines Herrn von Bismarck« leben wolle. 1875 veröffentlichte Bunsen seine letzte Experimentalarbeit »Über das Dampfcalorimeter«. Dennoch durfte er auf Geheiß des badischen Großherzogs (Zitat: »Einen Bunsen entlasse ich nicht!«) erst mit 78 Jahren in den ersehnten Ruhestand treten. Kurz vor der Jahrhundertwende, am 16. August 1899, starb Bunsen in Heidelberg.

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