Mitgliederzuwachs bei NPD und Kameradschaften

Verfassungsschutzbericht vorgelegt / Innenminister will Verfolgungsdruck aufrechterhalten

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam (dpa/ND). Die größte Gefahr für Brandenburgs demokratische Grundordnung geht weiterhin vom Rechtsextremismus aus. Diesem Spektrum waren im vergangenen Jahr 1170 Personen zuzurechnen, wie aus dem am Freitag vorgelegten Verfassungsschutzbericht hervorgeht. Das seien 60 weniger als 2009.

Die rechtsextreme NPD hatte den Angaben zufolge 370 Mitglieder, was einem Zuwachs um 50 entspreche. Die Zahl der in Kameradschaften und ähnlichen Vereinigungen organisierten Neonazis stieg um 60 auf 380. Das ist der höchste Stand seit den 1990er Jahren. Die Neonazis streben einen Führerstaat an, sagte Verfassungsschutzchefin Winfriede Schreiber. Sie zeigte sich über ihre Zunahme besorgt. Die Zahl gewaltbereiter, unorganisierter und meist jüngerer Rechtsextremisten sank um 30 auf 450.

Die NPD ist laut Bericht bemüht, stärker auf kommunaler Ebene Fuß zu fassen, um sich eine Basis für die Landtagswahl 2014 zu verschaffen. Dabei dienen die Landesverbände in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen als Vorbild. In Brandenburg verfügt die NPD über acht Kreisverbände. Dazu kommen drei Stützpunkte der Jugendorganisation Jungen Nationaldemokraten.

Zum linksradikalen Spektrum werden unverändert 615 Personen gerechnet, darunter 300 gewaltbereite Autonome. Mit Gewalt gegen Polizisten spielten die Linksradikalen letztlich den Rechtsextremisten in die Hände, findet Innenminister Dietmar Woidke (SPD). Dann nämlich hätten die Rechten die Chance, sich als gesetzestreu und diszipliniert zu präsentieren, womit dem gesellschaftlichen Engagement gegen die Neonazis ein Bärendienst erwiesen werde.

Da noch immer junge Leute in rechtsextreme Parteien hineinwachsen, müsse der Verfolgungsdruck aufrechterhalten werden, meint Woidke. Als ermutigend wertet er die sinkende Akzeptanz von Hassbands, deren Zahl um eine auf 22 gesunken sei. Damit habe nicht mehr Brandenburg, sondern Sachsen die meisten solcher radikalen Musikgruppen.

Es gibt mehr Neonazis, die gewalttätig gegenüber Andersdenkenden vorgehen, warnte die Landtagsabgeordnete Bettina Fortunato (LINKE). Insbesondere im Süden Brandenburgs, aber auch in Potsdam und Bad Belzig seien 2010 wiederholt junge Linke von Nazis angegriffen worden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.