»Elf Spielerinnen sind wie 'ne Wundertüte«
1. FFC Frankfurt gewinnt DFB-Pokalendspiel mit 2:1 gegen 1. FFC Turbine Potsdam
»Was soll's, in der Champions League gibt es auch einen schönen Pokal.« So Mittelfeldspielerin Jennifer Zietz vom 1. FFC Turbine Potsdam, äußerlich ganz cool, innerlich aber vielleicht noch nicht ganz richtig mit sich und dem verlorenen Pokalendspiel im Reinen. Mit 2:1 für den 1. FFC Frankfurt war das Prestigeduell der derzeit herausragenden deutschen Frauen-Klubmannschaften am Sonnabend im Kölner RheinEnergie-Stadion zu Ende gegangen. Für Potsdam nach der Meisterschaft 2011 und vor dem Champions-League-Halbfinale in zwei Wochen »nur« Zwischenetappe, für die einst so sieggewohnten Frankfurterinnen nach drei mageren Jahren wieder der ersehnte erste Titel.
Vor diesem Hintergrund waren auch die Trainerkommentare zu sehen. Hier ein überglücklicher Frankfurter Sven Kahlert, voller Stolz auf das Team, »das taktisch und spielerisch alles perfekt umsetzte und dazu auch noch das entsprechende Quentchen Glück hatte«. Dort ein abgeklärter Potsdamer Bernd Schröder, der die Gegnerinnen an diesem Tag »eben alles in allem ein Tor besser« sah. Und der sich auch auf keine Was-wäre-wenn-Spekulationen bezüglich eines von der Schiedsrichterin nicht gegebenen Potsdamer 2:2- Ausgleichtors (58.) einließ: »Wir leben nicht im Konjuktiv«, entschied Schröder.
Und in der Tat: Der – um einmal in dem für einen Fußballtrainer nicht ganz üblichen Sprachbild zu bleiben – Indikativ, also die Wirklichkeitsform, hatte den über 20 000 in der Kölner Arena allemal genug zu bieten. Sie sahen ein packendes Pokalfinale. Tempospiel und Kurzweil, technisch auf hohem Niveau, mit vollem Einsatz. Die Frankfurterinnen legten den besseren Start hin, Potsdam geriet unter Dauerdruck. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis es denn auch geschah: Inka Wesely bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Frankfurts Svenja Huth traf, eher gestochert als geschoben, ins linke untere Eck (15.).
Das schien die »Turbinen« dann wach zu rütteln. Es wurden kaum noch Fehler im Mittelfeld gemacht, der Sturm mit Yuki Nagasato, Fatmire Bajramaj und Anja Mittag begann gegen die Frankfurter Viererkette, die wohl beste der abgelaufenen Ligasaison, immer gefährlicher rund zu laufen. Zwar hätte Birgit Prinz für Frankfurt sogar noch auf 2:0 erhöhen können (25.), doch dann kam Potsdam immer deutlicher auf. Weltklassemäßig nahm Nagasato dann einen schönen Pass von Zietz auf, zog alleine ab und ließ Frankfurts Nationaltorhütererin Nadine Angerer beim Abschluss keine Chance (42.). Nach der Pause das gleiche Bild wie in der ersten Halbzeit. Potsdam noch nicht richtig da, Frankfurt hellwach – Kerstin Garefrekes konnte gegen eine unsortierte Potsdamer Abwehr zum 2:1-Endstand abstauben (48.).
Potsdams Trainer Schröder, nach den jeweils verschlafenen Anfangsphasen seiner Mädchen befragt, zuckte mit den Schultern. Darin spiegele sich irgendwie die Mentalität der Mannschaft wieder. In der Meisterschaftssaison habe es durchaus vergleichbare Situationen gegeben. Vielleicht liege es ja auch am niedrigen Durchschnittsalter. Letztlich aber gelte: »Elf Spielerinnen sind wie 'ne Wundertüte. So ist eben Frauenfußball.« Die Ex-Potsdamerin und jetzige Frankfurter Torfrau Nadine Angerer kommentierte den Spruch augenzwinkernd: »Im Grunde genommen hat er ja wie immer recht. Aber ziemlich sicher ist wohl nicht nur Frauenfußball so.«
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