Vom Internat in die Weltspitze

Deutscher Fußball feiert zehnjähriges Jubiläum seiner Leistungszentren

  • Marc Schmidt und Jürgen Zelustek , SID
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Eliteförderung ist Deutschland längst an den einst stilbildenden Vorbildern Frankreich und den Niederlanden vorbeigezogen. Die Europäische Fußball-Union UEFA zeichnete die deutsche Nachwuchsarbeit zuletzt als beste des Kontinents aus. Die Nationalmannschaft begeisterte bei der WM 2010 in Südafrika die ganze Welt mit Spielwitz und Elan. Und dass die Bundesliga in der Fünf-Jahres-Wertung Italien hinter sich gelassen hat und ab der Saison 2012/2013 wieder drei direkte Champions-League-Starter stellt, kann ebenfalls an der bundesweiten Nachwuchsförderung festgemacht werden.

Gestern feierten die Bundesliga-Leistungszentren ihr zehntes Jubiläum. DFL-Chef Christian Seifert ist überzeugt, dass die hohe Talentdichte in Deutschland nicht von ungefähr kommt. »Ein ganz wesentlicher Punkt ist die hervorragende Arbeit in den Bundesliga-Nachwuchsleistungszentren. Dass diese verpflichtend eingeführt wurden, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Alleine in dieser Saison fließen rund 90 Millionen Euro aus der Liga in die Leistungszentren – Investitionen, die sich weiterhin auszahlen werden«, sagte Seifert. Insgesamt wurden in zehn Jahren über 600 Millionen Euro in die mittlerweile 42 Leistungszentren investiert.

»Wir sind im Moment so gut aufgestellt wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Bundesliga boomt und wir haben tolle junge Spieler. Dazu kommen sehr gute Trainer«, lobt auch DFB-Präsident Theo Zwanziger die Entwicklung. Der 65-Jährige wird in den Sitzungen der UEFA-Exekutive häufig auf die gelungene Talentförderung und die hochwertige Trainerausbildung in Deutschland angesprochen.

Die Liste hochkarätiger Spieler, die in den Leistungszentren auf die Profikarriere vorbereitet wurden, fängt bei den mittlerweile schon »alten Hasen« Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm an und lässt sich über Mesut Özil, Manuel Neuer, Thomas Müller oder Mario Götze beliebig fortführen. Von insgesamt 524 Bundesligaspielern sind heute 275 in den Leistungszentren der Bundesligisten ausgebildet worden. Das sind weit über 50 Prozent. Jeder Klub hat also im Schnitt rund 15 Spieler im Kader, die in einem der Leistungszentren geschult wurden. 107 und damit 20,5 Prozent aller Bundesliga-Profis sind heute sogar noch bei dem Klub, bei dem sie ausgebildet wurden (Local Player).

Künftig soll noch die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter verbessert werden. »Wir brauchen eine engere und bessere Verzahnung zwischen Fußball und Schule. Da sind andere Nationen dabei, uns zu überholen«, sagte Andreas Rettig, Manager des FC Augsburg und Vorsitzender der Kommission Leistungszentren. Erste Gespräche mit der Politik habe es bereits gegeben, so Rettig: »Wir müssen am Ball bleiben und die Strukturen weiter auf die Herausforderungen der Zukunft ausrichten.«

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.