Längst bekannt

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein gründlicher Sicherheitscheck der Atomkraftwerke in drei Monaten? Für die genaue Überprüfung eines Meilers brauchen Experten mindestens zwei Jahre. In drei Monaten können sie allenfalls aus dem Internet zusammentragen, was ohnehin bekannt ist. Längst bekannt ist etwa, dass die derzeit abgeschalteten AKW nicht gegen zufällige und gezielte Abstürze größerer Flugzeuge geschützt sind – und welche verhängnisvollen Folgen ein solcher Crash hätte. Das wurde vielfach geprüft, entsprechende Studien liegen seit Jahren vor. Nur wurden die Ergebnisse offiziell nie zur Kenntnis genommen, Konsequenzen gab es keine, im Gegenteil: Die Bundesregierung verlängerte – ohne Prüfung – die Laufzeiten.

Wenn die Reaktorsicherheitskommission nun ankündigt, bei der Sicherheitsanalyse werde das Absturzrisiko »mit ins Auge genommen«, ist das nicht technisch zu verstehen. Es geht nicht um die Frage, welchen Risiken »unsere« angeblich so sicheren Atomkraftwerke ausgesetzt sind, sondern um die politische Bewertung dieses Risikos. Und das ist eine Machtfrage. Alleine die Tatsache, dass die Gefahr von Flugzeugabstürzen erstmals auch offiziell benannt und damit anerkannt wird, müsste jedenfalls zur Folge haben, dass die abgeschalteten Meiler für immer stillgelegt werden. Umweltminister Röttgen hat das wohl erkannt. Die Politik werde auf Basis der Expertise sowie der Haltung in der Gesellschaft zu entscheiden haben, ob die AKW jemals wieder Strom produzieren, erklärte er.

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