Ein Götzinho, ein Rausch, ein Meisterstück

Trotz des überragenden 4:1 gegen Hannover wehren sich die Dortmunder weiter gegen verfrühte Titel-Glückwünsche

  • Günter Bork, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Traumtore für den Titel, Standing Ovations und Emotionen pur nach einer imponierenden Energieleistung. »Wir wollen deutscher Meister werden. Wer es jetzt nicht sagt, ist doch bekloppt«, meinte Nationalspieler Kevin Großkreutz nach dem 4:1 des Bundesliga-Tabellenführers Borussia Dortmund im Spitzenspiel gegen Hannover 96. Auch wenn es BVB-Trainer Jürgen Klopp nicht hören wollte, für Gäste-Trainer Mirko Slomka war die Sache nach dem Abpfiff vollkommen klar: »Es tut mir leid Kloppo, aber ich muss dir zur Meisterschaft gratulieren.«

Trotz der überragenden zweiten Halbzeit, mit der die Dortmunder den 20. Saisonsieg sicherten, wollte Klopp von der Meisterschaft noch nichts wissen: »Diese Glückwünsche kommen hundertprozentig zu früh. Ich bin normalerweise ein sehr optimistischer Mensch, aber ich kann nicht unsere nächsten sechs Gegner ignorieren«, sagte der Trainer der nach dem psychologisch wichtigen Erfolg nach zuletzt zwei Partien ohne Sieg jeden seiner Spieler umarmte.

»Wir wollten ein Zeichen setzen und Gas geben, das haben wir getan«, sagte Nationalspieler Mats Hummels. Die Erleichterung war bei den BVB-Profis, aber auch den Verantwortlichen und Fans gleichermaßen spürbar. »Das hat gut getan«, meinte Großkreutz, der bei der BVB-Gala mit seinem Treffer (83.) nach einer Vorlage des Doppeltorschützen Lucas Barrios (64. und 73.) per sehenswerten Hackentrick den Schlusspunkt setzte.

Doch für den Knackpunkt nach einer zähen ersten Halbzeit sorgte Mario Götze. Nur 134 Sekunden nach dem überraschenden Rückstand durch Mohammed Abdellaoue (54.) düpierte der 18-Jährige mit einem gekonnten Sololauf die gesamte Vierer-Abwehrkette der Niedersachsen und schoss zum Ausgleich ein. Er wurde zum Weckruf für das gesamte Team, dem Hannover nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

»Nicht von ungefähr nennen wir ihn manchmal Götzinho«, verriet Hummels. Sportdirektor Michael Zorc sprach von einer »Weltklasse-Einzelleistung« von Götze. Trainer Jürgen Klopp war stolz auf alle seine Spieler. »Wer gesehen hat, wie bei uns nach dem 1:1 der Knopf aufgegangen ist, der hat gemerkt, dass wir uns in der entscheidenden Phase der Saison befinden. Wir versuchen, uns komplett auf uns zu konzentrieren. Das gelingt der Mannschaft in außergewöhnlicher Art und Weise«, meinte der 43-Jährige.

Die Mini-Krise hat die jungen BVB-Spieler ebenso wenig aus der Bahn geworfen wie die Nachricht am vergangenen Donnerstag vom Sprengstofffund nahe des Stadions. »Die drei Punkte waren wichtig, zumindest die Qualifikation für die Champions League wird uns nunmehr schwer zu nehmen sein«, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Der Zug in Richtung Königsklasse scheint für Hannover nach dem Sturz auf Platz vier hinter Bayern München abgefahren zu sein. »Das ist jetzt nicht dramatisch. Platz drei ist nicht ausgeschlossen, wir sollten ihn auch nicht einfach aus den Augen lassen«, sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke, während Coach Slomka »nach 59 guten Minuten« und anschließenden ungewohnten Fehlern resümierte: »Nach unseren Geschenken hat sich Dortmund in einen Rausch gespielt. Das zeigt die Klasse des künftigen deutschen Meisters.«

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