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Widerstand im »Kleinen Wedding«

Gedenktafel für Opfer des Faschismus in Charlottenburg enthüllt / Witwe von Jan Petersen sprach

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Kiez hinter der Charlottenburger Deutschen Oper liegt ruhig und versteckt, nur ein paar Gehminuten entfernt tost der Autoverkehr über die Bismarckstraße. Nichts erinnerte rund um Zillestraße, Zauritzweg und Krumme Straße an die Menschen, die im Kampf gegen die Faschisten von den Nazis ermordet oder zu hohen Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Gestern wurden die Opfer aus der Vergessenheit geholt. Am Haus der Jugend ließ der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Gedenktafel mit den Namen von 71 Widerständlern anbringen.

»Großen Verdienst daran hatte der Historiker und ehemalige Geschichtslehrer Michael Roeder«, betonte Ingrid Schwalm gegenüber ND. Die Witwe des Schriftstellers Hans Schwalm, besser bekannt unter seinem Pseudonym Jan Petersen, war zur Enthüllung der Gedenktafel am Freitagnachmittag erschienen. Petersen hatte in der Wallstraße, der heutigen Zillestraße, gelebt.

In der Nacht der Machtübernahme am 30. Januar 1933 marschierte der SA-Sturm 33 durch die damalige Wallstraße, eine große Anzahl von Menschen stellte sich entgegen, SA-Sturmführer Hans-Eberhard Maikowski und der Polizist Josef Zauritz wurden erschossen. In Schauprozessen wurden 52 Frauen und Männer verurteilt, obwohl nie ein Täter ermittelt wurde.

»Bis dato wurde hier allein an Otto Grüneberg und Richard Hüttig erinnert«, begründete Michael Roeder seine Spendensammlung für eine Gedenktafel. »Nicht nur der Politiker, Offiziere des 20. Juli oder der Geschwister Scholl sollten im Zusammenhang mit dem Widerstand in der Nazizeit gedacht werden. Ich stelle mich lieber an die Seite der Menschen, die nicht an der Spitze stehen.«

In seinem Roman »Unsere Straße« beschrieb der 1906 geborene Petersen diese Erlebnisse. »Die Namen der Toten, die er dem Roman voranstellt, sind authentisch«, so Ingrid Schwalm. »Allein den Inhalt wandelte er ab, um lebende Personen nicht zu gefährden. Leider wird dieses Buch nicht mehr aufgelegt«, bedauert die Witwe und schildert die Wege der ersten Manuskripte. Der vollständige Text ist nach Auskunft des Bezirks im Internet bei Nemesis – Sozialistisches Archiv für Belletristik zu finden. »1934 versuchte Jan, Manuskripte ins Ausland zu schmuggeln. Ein Exemplar sollte über Hamburg nach England gelangen. Das missglückte jedoch. Ein zweites Exemplar gelangte nach Prag, war dann jedoch verschwunden«, berichtet Ingrid Schwalm. 1934 erschien ein Teilabdruck in Paris, 1935 dann in Bern, 1936 wurde der Roman in Moskau veröffentlicht, zwei Jahre später in England und 1947 erstmals in Deutschland. »Unsere Straße« erschien in zwölf Sprachen.

Petersen war KPD-Mitglied und von 1931 an Organisationsleiter des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands. Auch während der Nazizeit führte er den Bund weiter, nun als Vorsitzender. Beim ersten Internationalen Schriftstellerkongress 1935 in Paris trat Petersen anonym als Hauptredner auf. »Um nicht erkannt zu werden, war er maskiert«, so Ingrid Schwalm. 1946 kehrte er nach Berlin zurück. Ingrid Schwalm lernte ihren späteren Mann 1964 hier kennen. 1969 starb Petersen, er hat ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Müggelheim.

www.blog.klausenerplatz-kiez.de,
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