Mit leeren Händen

Felix Magath wollte seine Rückkehr nach Schalke genießen – konnte er aber nicht

  • Thomas Lipinski, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Den Tee hatten ihm die Schalker wie üblich nach dem Schlusspfiff serviert, doch schmecken wollte er Felix Magath nicht. Missmutig wrang er den Beutel aus, als er nach seiner Rückkehr die richtigen Worte suchte. »Es ist ja erst ein paar Tage her. Ich habe alles vorgefunden wie gehabt, aber es nicht genießen können«, sagte der Trainer und Manager des VfL Wolfsburg nach dem 0:1 (0:0) beim Wiedersehen mit Schalke 04.

24 Tage nach dem Rauswurf bei den Königsblauen gab es für den 57-Jährigen aber auch gar nichts, worüber er sich hätte freuen können. Seine ehemaligen Spieler tanzten ausgelassen vor ihren Fans und feierten nicht nur den dritten Sieg im dritten Spiel unter Nachfolger Ralf Rangnick, sondern auch ihre neue Freude an der Arbeit. Die Wolfsburger Profis indes, die währenddessen mit hängenden Köpfen ausliefen, bereiteten Magath immer größere Sorgen.

»Wir stecken im Abstiegskampf«, stellte er nach dem dritten Spiel ohne Sieg seit seinem Blitzwechsel nach Wolfsburg fest. Dann zog er die Zügel verbal noch stärker an: »Es zählen keine Schönheitspreise, sondern nur Effektivität.« Was seine harmlose Mannschaft gezeigt habe, lasse sich nur durch zwei Möglichkeiten erklären: »Entweder ist sie den Abstiegskampf nicht gewohnt und hat dadurch Hemmungen, oder der eine oder andere Spieler hat nicht begriffen, was es heißt: Abstiegskampf oder Absteigen.«

Schluss mit lustig in Wolfsburg. »Wir werden sehen, wie wir das ins Bewusstsein reinbringen«, kündigte Magath humorlos an. Was das heißt, werden Diego und Co. in der nächsten Woche erleben.

Ihre Schalker Kollegen erleben derzeit die Befreiung von magathschen Methoden. Vier Tage nach dem Wunder von San Siro trieb sie die Rückkehr des Ex-Trainers noch einmal zu einer Energieleistung. »Von den drei Siegen war es nicht der wertvollste, aber der wichtigste«, urteilte der neue Coach Rangnick. Nach dem grandiosen 5:2 bei Inter Mailand verfiel sein Team nicht wie so oft unter Magath in Lethargie, wenn es wieder in die Bundesliga ging.

Das Thema Abstiegskampf ist endgültig erledigt, plötzlich ist bei sechs Punkten Rückstand sogar wieder Platz fünf in Reichweite. »Ralf Rangnick hat ja beim letzten Mal als Trainer auf Schalke die ersten sechs Spiele gewonnen«, sagte Nationaltorwart Manuel Neuer, »dann kann ja noch was möglich sein.«

Wie aufgedreht spielte gegen seinen Ex-Coach vor allem Jefferson Farfan. Der Peruaner ließ seinen deutlichen Worten (»Bis vor kurzem lebten viele Spieler in Angst«) ebenso deutliche Taten folgen. Dass er das entscheidende Tor durch Jose Manuel Jurado (76.) mustergültig vorbereitete, war Lohn einer ganz starken Leistung. Jetzt, da Magath weg ist, will der zuletzt noch abwanderungswillige Farfan doch bleiben. Ein Signal hat er bereits gegeben.

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