Platz für die Muße am Fernsehturm
Nach Ostern beginnen die Bauarbeiten für eine Neugestaltung des Geländes am Neptunbrunnen
Herr Thumm, der Servicemann am Aufzug des Fernsehturms, liebt den Small Talk, und er wusste schnell, worum es auf der Pressekonferenz auf der Panoramaplattform ging. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) stellte gestern gemeinsam mit Landschaftsarchitekten des Büros Levin Mosigny die Planung der Neugestaltung des Platzes rund um den Fernsehturm vor. Thumm erfuhr, dass neben dem Panoramahaus nun doch noch ein weiteres Gebäude entsteht. Auch gegenüber dem Kino direkt an der Tramhaltestelle wird noch in diesem Jahr mit dem Erdaushub für ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude begonnen.
Die Idee, dass die 144 Müllbehälter auf dem Platz künftig unterirdisch liegen, findet er großartig. Der Servicemann kennt diese dezenten Mülleimer bereits – »aus dem Urlaub auf Ibiza«. Als er jedoch hört, dass der Abfall aus den 650 Liter fassenden Tonnen nur einmal die Woche abgesaugt werden soll, runzelt er die Stirn. Bei den vielen Ratten auf dem Gelände hält er das für keine gute Idee.
Der Platz rund um den Alexanderplatz bietet derzeit tatsächlich einen »schäbigen Anblick«, das weiß auch Baustadtrat Gothe. Das Areal führe ein Nischendasein, habe nicht einmal einen eigenen Namen. Dabei ist es zentral am Roten Rathaus gelegen und Teil des historischen Berlins. Jährlich besuchen rund eine Million Touristen den Fernsehturm, und entlang der Karl-Liebknecht-Straße und über den Rathauspassagen gibt es Anwohner. Eine Neugestaltung sei längst überfällig.
Der Vorplatz zum Fernsehturm soll ebenso wie die Kaskaden auf der Rückseite zum Neptunbrunnen hin eine neue Pflasterung bekommen. Die Grünflächen erhalten eine »klare Gliederung«, erklärt Martina Levin, die ausführende Landschaftsarchitektin. Baustadtrat Gothe freut sich, dass die ursprüngliche Planung des Geländes aus den 70er Jahren beibehalten werde. Sie orientiert sich an der expressionistischen Sockelgestaltung des Fernsehturms. Gepflasterte Areale und Grünflächen wechseln sich in Drei- und Sechsecken ab. Gothe hält die »Schrägwinklung« für vorteilhaft: »Fußgänger suchen sich sowieso die direkten Wege in Diagonalen. Da brauchten wir uns nichts Neues ausdenken.« Die Planung hat das Bezirksamt mit dem örtlichen Präventionsrat abgestimmt, dem Mietervertretungen, Gewerbetreibende und Polizei angehören.
Anfang Mai beginnen die Bauarbeiten an den Kaskaden. Dort wird das alte Verbundsteinpflaster herausgenommen und durch helle, 80 mal 80 Zentimeter große Platten ersetzt. Im Gegensatz zu dem gelben Granitpflaster auf dem Alexanderplatz seien die Kaugummiflecken problemlos mit den Kehrmaschinen der BSR zu entfernen, meint Gothe. »Wir haben von der Gestaltung des Alexanderplatzes gelernt«, gibt er zu.
Ohnehin werden sich künftig beide Plätze unterscheiden: Während der Alexanderplatz von Kaufhäusern umsäumt ist, soll der Platz rund um den Neptunbrunnen nach dem Abschluss der zwei Jahre dauernden Bauarbeiten grün und baumreich erscheinen. Denn neben einer insgesamt 1,8 Hektar gepflasterten Fläche werden neue Ahorne, Lederhülsenbäume und Schnurbäume gepflanzt. Sitzbänke werden ausgetauscht und neu angeordnet, und zwölf Meter hohe Laternen leuchten den Platz weiträumig aus. Es wird »kein Angstraum« mit dunklen und versteckten Ecken mehr sein, verspricht Martina Levin. Insgesamt veranschlagt sie für die Bauarbeiten fünf Millionen Euro.
Ausgeklammert von der Neugestaltung ist der künftige Eingang zur U 5 vor dem Roten Rathaus. Dort dauern die archäologischen Grabungen noch an. Gothe rechnet erst in sieben Jahren mit einer Fertigstellung der unterirdischen Haltestelle.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.