Berliner Stadtmusikanten

Die 17 Hippies gehen mit neuer Platte auf Tour

  • Maryam Schumacher, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin gelten die 17 Hippies als legendär. Seit 15 Jahren gibt es die Band bereits, jetzt brachten sie mit »Phantom Songs« ihr zehntes Album heraus. In ihren Liedern trifft Balkanmusik auf Chanson und Blues.

Eine Tournee ist wie eine Klassenfahrt. Das meint zumindest Christopher Blenkinsop von der Band 17 Hippies und hüpft aufgeregt auf dem Sofa herum. 13 Mitglieder zählt die Gruppe aus Berlin. »Mit so vielen Leuten ist man wie in einem Dorf, fast ein kleiner Zirkus.«

In einem Hinterhof der Berliner Kulturbrauerei haben die Musiker Räume, wo sie aufnehmen und proben. Ein riesiges Sofa steht in einer Art Küche. Manchmal schlurfen einige der »Hippies« durch, schmieren sich ein Butterbrot und verschwinden wieder in einen Hinterraum. Bei dieser »Big Band« geht es im Studio zu wie in einer großen WG.

Es ist schwierig, der Formation ein Label zu verpassen. Ihr Stil wurde oft als Weltmusik bezeichnet. Andere nannten es »Berlin Style«. »Was heißt das denn? Und wenn Du in Castrop-Rauxel lebst, hast Du den Stil von Castrop-Rauxel«, sagt Sänger und Musiker Christopher.

Im Plattenladen sind sie wahrscheinlich unter Pop zu finden. Die 13 Musiker spielen verschiedenste Instrumente, darunter Gitarre, Cello, Geige, aber auch Ukulele, indisches Harmonium und Banjo. Die Lieder komponiert mal jener, mal jene. Auf Deutsch, Englisch oder Französisch.

So sind einige Lieder, auch auf dem neuen Album »Phantom Songs«, das vergangenen Freitag erschien, wieder von verschiedenen Strömungen beeinflusst: Im Chanson »Jolies filles« geht es um schöne Mädchen, »Dorn« ist eine Kombination aus Blues und Rock, in der auch die Geige ihren Part hat, und »The Train« trumpft mit afrikanischen Gitarren, Banjo und Cajun-Akkordeon auf. Originell ist auch »Biese Bouwe», wo hessische Mundart (böse Buben) auf albanische Tanzmusik trifft.

Für solche Mixturen bietet Berlin Inspiration an allen Ecken. »Ich höre einen polnischen Akkordeonspieler in der U-Bahn, türkische Musik in einem Laden und anglo-amerikanische Musik im Radio«, sagt Christopher.

Politische Inhalte haben die Lieder aber nicht. Phrasen wie »Integration« oder »Brücken schlagen«, wie man sie in diesem Umfeld erwarten könnte, fallen gar nicht. Kiki Sauer beschreibt das politische Element so: »Ohne dass wir in den Songs politische Aussagen machen, hat Musikmachen – vor allem wenn man so viel im Ausland auftritt – etwas Politisches. Dann steht man da für Deutschland und für Berlin.«

Die »Hippies« sind im Durchschnitt 45 Jahre alt und teilweise schon seit den Anfängen vor 15 Jahren dabei. »Man kann nicht unterwegs sein und zu Hause sein die ganze Zeit«, sagt Kiki, die Sängerin mit dem Faible für das Französische. »Aber das ist das Leben. Kunst ist in dem Sinne nicht Arbeit.« Aber 15 Jahre zu bestehen, ist natürlich doch harte Arbeit. Oft war die Gruppe fast 200 Tage im Jahr unterwegs, sie tourte durch Deutschland, Europa, Australien und die USA.

Obwohl die Musiker von der Arbeit leben können, haben einige noch Nebenjobs. Antje, die Klarinette und Flöte spielt, ist Steuerberaterin und hat eine eigene Firma. Elmar, der Trompetenspieler, ist Synchronsprecher in Filmen.

Es klingt, als wäre alles gut. Aber das ist es nicht, versichert Kiki. Und Christopher sagt: »Es gibt auch diese andere Sehnsucht. Ich wünschte mir mal, tatsächlich in Urlaub zu fahren. Es gibt diese Sehnsucht nach Aufhören.«

Ende des Monats geht wieder eine Mammut-Tournee los. Bis zu 120 Konzerte können es werden. Trotz der Strapazen schimmert da bei Christopher wieder diese Vorfreude auf eine Klassenfahrt durch, bei der die Band auf andere Musiker trifft und mit ihnen reist.

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