Berliner Eisbären im Titelrausch
Nach dem 5:4-Erfolg im hochklassigen dritten Finalspiel in Wolfsburg feiern die Meister ihren fünften DEL-Triumph
Florian Busch hatte keine Lust mehr zu warten. Der Eisbären-Stürmer schnappte sich hinter der Spielerbank ein überdimensionales Bierglas und genehmigte sich den ersten großzügigen Schluck, bevor Berlins Kapitän Stefan Ustorf den Meisterpokal der Deutschen Eishockey-Liga in der Wolfsburger Eis-Arena überreicht bekam. »Ein unglaubliches Gefühl. Jetzt werden wir feiern«, eröffnete Ustorf im Konfettiregen nach dem 5:4 im dritten Finalspiel und dem benötigten dritten Sieg gegen die Grizzlies aus Wolfsburg den Partymarathon der Eisbären.
Nach dem üblichem Wechsel zwischen Zigarrenschwaden, Bier- und Sektduschen in der Kabine und den Ehrenrunden auf dem Eis vor den rund 500 mitgereisten Berliner Fans, machten sich die Eisbären nach Mitternacht noch auf den Weg in die heimische Arena am Ostbahnhof, wo 3000 weitere Anhänger das Spiel auf dem Videowürfel verfolgt hatten und auf ihr Meisterteam warteten. »Das haben die Fans verdient, nachdem sie uns das ganze Jahr so unterstützt haben«, sagte Jens Baxmann, der mit seinen Kollegen gegen 2.30 Uhr begleitet von Polizei-Eskorte und Feuerwerk eintraf.
Im Rausch des fünften Titelgewinns in den vergangenen sieben Jahren wollten sich die Eisbären auch nicht mehr lange über das ohrenbetäubende Pfeifkonzert bei der Siegerehrung ärgern, das Routinier Sven Felski auf dem Wolfsburger Eis noch als »oberpeinlich« und »unsportlich hoch zehn« bezeichnet hatte. »Wir sind verdient Meister. Unser Wille war größer«, sagte Kapitän Ustorf, der in der Heimarena auf einem ausgerollten Grizzlyfell die Gesänge bis in die Morgenstunden dirigierte.
Fair gratulierten die Wolfsburger nach dem ersten Final-Durchmarsch eines Teams ohne Heimrecht. »Die Eisbären waren cleverer und haben ihre Chancen genutzt«, sagte Trainer Pavel Gross nach dem hochklassigen, temporeichen und erneut turbulenten Finalspiel, in dem die Grizzlies ebenbürtig waren und erst kurz vor Ende durch eine unnötige Strafe und die daraus entstandene Unterzahlsituation das entscheidende Tor durch Constantin Braun kassierten. »Wir waren in jedem Spiel ganz nah dran. Schade, dass es so endet«, meinte Stürmer Christopher Fischer.
»Wir waren einen Tick besser – vielleicht weil wir schon sehr lange zusammenspielen und die jungen Spieler in die Führungsrollen reingewachsen sind«, meinte Felski, der froh war über das unerwartet schnelle Ende gegen das beste Team der Vorrunde. »Unglaublich, dass wir Wolfsburg 3:0 besiegt haben«, sagte Trainer Don Jackson, dessen Zukunft noch offen blieb. »Ich bin glücklich, ein Teil der Eisbären zu sein. Es gibt keinen besseren Arbeitsplatz«, meinte der US-Amerikaner aber vielsagend und bewegt von seinem dritten Titelgewinn. Auch Co-Trainer und Urgestein Hartmut Nickel, der Jackson in der zuweilen schwierigen Saison ein paar Wochen vertrat, verdrückte ein paar Tränen. »Ich will nicht in Superlative verfallen, aber wie wir das gelöst haben, war herausragend.«
Wolfsburg - Berlin 4:5 (2:1, 0:2, 2:2)
Tore: 1:0 Laliberte (08:14), 1:1 Ustorf (09:48), 2:1 Laliberte (18:06), 2:2 T. Mulock (22:34), 2:3 Busch (31:07), 3:3 Milley (40:46), 3:4 Walser (42:36), 4:4 Hospelt (44:54), 4:5 C. Braun (56:38). Zuschauer: 4503.
Die Meister der DEL
5:
Eisbären Berlin
Adler Mannheim
2:
Kölner Haie
1:
Krefeld Pinguine
Düsseldorfer EG
Frankfurt Lions
München Barons
Hannover Scorpions
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