Deutscher Eiszauber kein Zufall mehr

Eishockey-WM: Nach dem 4:3 gegen die Slowakei und dem Zwischenrundeneinzug staunen alle über das DEB-Team

  • Manuel Schwarz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Berauscht von der nächsten magischen Nacht greifen Deutschlands Eishockeyspieler bei der WM in Bratislava nach den Sternen. Erst Rekordweltmeister Russland geschockt, nun den Gastgeber zermürbt – nach dem spektakulären 4:3 über Mitfavorit Slowakei kündigte Stürmer Felix Schütz an: »Wenn wir diese Mannschaften geschlagen haben, können wir auch jede andere schlagen.« Mit sechs Zählern machte das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nicht nur den Einzug in die Zwischenrunde perfekt, sondern auch einen großen Schritt Richtung Viertelfinale.

Das letzte Vorrundenspiel heute 16.15 Uhr gegen Slowenien hat nur noch statistischen Wert, dabei hatten noch vor der WM alle das Match als Abstiegsendspiel auserkoren. »Das ist unfassbar«, stammelte John Tripp, einer der deutschen Torschützen beim Sieg gegen das mit Weltstars gespickte slowakische Team. »Was wir in beiden Spielen geleistet haben, ist großartig«, sagte Daniel Kreutzer, »wir sind als Mannschaft gereift«.

Kaum Worte für das sonntagabendliche Spektakel fand DEB-Präsident Uwe Harnos, der aus der Kabine vermeldete: »Die drehen völlig durch!« Die slowakischen NHL-Stars um Stanley-Cup-Sieger Marian Hossa teilweise völlig entzaubert, 4:0 geführt, das 4:3 kassiert, und mit letzter Kraft den Sieg gerettet: Die WM 2011 schickt sich an, die Eishockey-Heim-Party vor einem Jahr, das Rekordmatch in der Schalker Arena mit 78 000 Zuschauern und den vierten Platz in den Schatten zu stellen. »Ich fand Schalke schon Wahnsinn und das Halbfinale gegen Russland, aber was hier los ist, ist noch wahnsinniger«, jubelte Harnos. Vor allem das letzte Drittel entwickelte sich zum Drama, als die Slowakei angepeitscht von 9300 Fans zur Aufholjagd blies. »Der Orkan war gewaltig«, meinte Sportdirektor Franz Reindl und auch Bundestrainer Uwe Krupp sagte: »Das war eines der härtesten dritten Drittel meiner Karriere.«

Die Eishockey-Welt verneigte sich danach: Slowaken-Trainer Glen Hanlon sah »die Fortsetzung von den Spielen im letzten Jahr«. Die Tageszeitung »Hospodarske noviny« stellte fest: »Die Slowaken bekamen von Deutschland eine Ohrfeige.« Das Internetportal »topky.sk« nannte die 20 Minuten mit den Toren von Marcel Müller (25.), Tripp (34.), Frank Hördler (37.) und Schütz (45.) den »deutschen Vier-Tore-Hurrikan« und auf der Turnier-Homepage stand: »Vielleicht war Deutschlands vierter Platz 2010 gar kein Zufall.«

Derartige Träumereien verbietet sich Trainer Krupp, der mahnte: »Für uns ist es ganz wichtig, dass wir bodenständig bleiben. Wir sind gerade am Anfang.« In der Zwischenrunde warten voraussichtlich Titelverteidiger Tschechien, Finnland sowie entweder Lettland oder Dänemark. Zumindest Sportdirektor Reindl blickt optmisitisch voraus: »Wenn man mit sechs Punkten in die Zwischenrunde geht, wäre es schade, wenn man nicht das Viertelfinale erreicht.«

Gruppe A
Russland - Slowenien 6:4
Slowakei - Deutschland 3:4

Gruppe B
Kanada - Frankreich 9:1
Schweiz - Belarus 4:1

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