Handwerker in guter Stimmung

Aufschwung in fast allen Bereichen zu spüren / Hunderte Lehrstellen frei

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Stimmung im brandenburgischen Handwerk ist so gut wie schon lange nicht mehr. Wie der Präsident des Landes-Handwerkskammertages Bernd Ebert gestern sagte, trifft dieses Ergebnis der Frühjahrsumfrage auf alle märkischen Kammerbezirke zu. Ein Handicap bleibe jedoch überall die oft niedrige Kapitalausstattung der Unternehmen. Das gestatte nur geringe Investitionen.

Ebert zufolge bewerten im Kammerbezirk Potsdam 78 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut oder befriedigend. Das seien 14 Prozent mehr als im Frühjahr 2010. Im Kammerbezirk Cottbus schätzen sogar 91 Prozent der Unternehmen die Lage so ein, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Präsident Ebert merkte an, dass zum letzten Mal im Frühjahr 1995 eine ähnlich günstige Beurteilung der wirtschaftlichen Situation abgegeben wurde.

»Nachdem sich bereits im Vorjahr ein Aufwärtstrend abzeichnete, kann man jetzt durchaus von einem Konjunkturboom sprechen«, erklärte Ebert, der gleichzeitig Potsdamer Kammerpräsident ist. Der Aufschwung sei in allen Bereichen des Handwerks zu spüren, auch wenn es Unterschiede zwischen den Branchen gibt. Lediglich die Gesundheitshandwerke geben eher negative Bewertungen ab.

Die positive Stimmungslage prägt den Worten Eberts zufolge die Erwartungen für die nächsten Monate. Jeder Dritte im Kammerbezirk Potsdam rechnet mit einer weiteren Verbesserung seiner Geschäftslage. 62 Prozent erwarten, das derzeitige Niveau halten zu können, und nur sieben Prozent befürchten eine Verschlechterung. Laut Umfrage wollen elf Prozent der Firmen mehr Personal einstellen, fünf Prozent planen Entlassungen. Nicht gelöst sei das Problem des zu geringen Eigenkapitals, beklagte Ebert. Das bremse die Investitionslust. Rund 37 Prozent der ostdeutschen Handwerksfirmen verfügen über zu wenig Eigenkapital. Im Bereich der Handwerkskammer Cottbus beispielsweise investieren deshalb nur 27 Prozent der Mitgliedsunternehmen in Erweiterungen des Betriebs.

Aufgrund sinkender Schülerzahlen sind allein im Kammerbezirk Potsdam 794 Lehrstellen unbesetzt. Im Jahr zuvor seien es 629 gewesen, sagte Ebert. »Das ist ein Rekord, auf den wir gern verzichtet hätten.« Ebert rügte das Bildungswesen. Vielfach bestätige es Schulabgängern die Berufsschulreife, obwohl die jungen Menschen über grundlegende Fähigkeiten in Mathematik oder Physik nicht verfügen.

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