Grünste Lösung für den Mauerpark

Die Stiftung Weltbürgerpark will die Erweiterungsfläche kaufen und eine Bebauung verhindern

Mauerpark tagsüber: Nicht immer ist es hier so ruhig, Abends und am Wochenende steppt der Bär.
Mauerpark tagsüber: Nicht immer ist es hier so ruhig, Abends und am Wochenende steppt der Bär.

Ein Kompromiss kommt für sie nicht in Frage. »Mauerpark kaufen statt verschenken« heißt der Slogan der Aktivisten, die es damit ernst meinen und die Stiftung Weltbürgerpark gegründet haben. Sie lehnen eine Parkerweiterung im Tausch gegen eine angrenzende Bebauung ab, wie es Ephraim Gothe (SPD), Baustadtrat in Mitte, mit der Immobilienfirma Vivico als Eigentümerin des Geländes ausgehandelt hat. Die Stiftung will eine Parkerweiterung von der Bernauer Straße im Süden bis zu den Gleisen der Ringbahn im Norden.

Stets wurde den Aktivisten bislang zugerufen, dass dies ein frommer Wunsch sei, der allerdings fern jeder politischen Machbarkeit läge. Denn dafür müsste das Land Berlin die Fläche von der Vivico zurückkaufen, und dafür habe es keine Mittel. Doch jetzt will die Stiftung das Geld dafür aufbringen. »Wir wollen Berlin bei der Ehre packen«, sagt Aktivist Frank Möller gestern bei der öffentlichen Vorstellung der Stiftung. Wer sich als Weltstadt bezeichne, solle sich auch vor einem Weltbürgerpark nicht verschließen, so lautet sein Motto.

Volker Ratzmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Abgeordnetenhaus, zieht vor diesem ehrgeizigen Vorhaben der Stiftung seinen Hut. Er hält eine große Lösung für den Mauerpark für angemessen. »Der Park ist längst eine Attraktion in der Stadt. Er ist ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen.« Zweifelsohne. Vor allem der sonntägliche Flohmarkt ufert bei schönem Wetter regelmäßig zu einem Volksfest aus. Die renommierte britische Tageszeitung »Guardian« schrieb vor einigen Wochen, es sei wohl der aufregendste Flohmarkt in Europa.

Dennoch fällt die Entscheidung, wann und wie der völlig übernutzte Park erweitert werden kann, in der Lokalpolitik. Weil die westliche Erweiterungsfläche des Parks auf der Weddinger Seite liegt, ist dafür der Bezirk Mitte zuständig. In der örtlichen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat der Baustadtrat Gothe für seinen Kompromissvorschlag keine sichere politische Mehrheit mehr. Das Zünglein an der Waage sind dort die Grünen – die sind für keine Parkerweiterung ohne Zustimmung der Bürger zu haben. Und Gothes Zusicherung an die Vivico ist denkbar unpopulär: Um den Park um 5,9 Hektar zu erweitern, soll der Parkrand massiv bebaut werden. Ein Architekturwettbewerb, den die Vivico ausrief, sollte diese Lösung untermauern; doch er endete in einem Eklat: Die Bürgerwerkstatt, ein beratendes Gremium von Bürgerinitiativen und Einzelpersonen, lehnte alle Entwürfe ab.

Die Suche nach einem Konsens mit der Vivico sei gescheitert, sagt auch Stefan Liebig, Bundestagsabgeordneter der LINKEN aus Pankow. »Wir sollten darunter einen Schlusspunkt setzen. Die Bürger wollen keine Bebauung.«

Damit bekommt der kühne Vorschlag der Stiftung Weltbürgerpark eine unerwartete Chance. »An der Basis sind wir breit aufgestellt«, glaubt Stiftungssprecherin Silvia Kollitz mit dem Blick auf die vielen Bürgerinitiativen, die eine große Lösung wollen, und dem Treiben im Park. »Nun wollen wir unser Vorhaben in die Stadt tragen«. Wichtig hierbei sei, dass das Areal im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesen wird, ergänzt ihr Mitstreiter Heiner Funken. Das halte den Kaufpreis niedrig. Mit dem Sammeln fängt die Stiftung sofort an und ruft auch den Senat auf, seinen Beitrag für eine große Lösung im Mauerpark zu leisten.

Folgt das Land Berlin diesem Appell, dann entstünde eine öffentlich-private Partnerschaft, die in diesem Beispiel ein öffentliches Gut für das Gemeinwohl schafft und keine Privatisierung.

Mitglied im Stiftungsrat ist auch Peter Unfried, Chefreporter der Tageszeitung »taz«. Für ihn klingt der Kauf des Erweiterungsgeländes auf den ersten Blick nach einer Utopie, die aber – wenn sie konkret werde – doch einen überschaubaren Rahmen erhalte. Diese Bürgerbewegung setze ihr Veto progressiv ein und suche zusammen mit der Politik nach einer Lösung.

Allem Optimismus zum Trotz ist die Stiftung kein Selbstläufer. Denn noch ist keinesfalls entschieden, ob die ehrenamtlichen Weltbürger-Aktivisten die Unentschlossenheit der BVV in Mitte ausnutzen können und neue Fakten schaffen. Auf die Frage, wie denn nach einem erfolgreichen Kauf die Parkgestaltung aussehen solle, antwortet Funken verhalten: Damit habe sich die Stiftung bislang noch nicht beschäftigt. »Wir wollen das Fell des Bären nicht aufteilen, bevor wir ihn erlegt haben.«

Am Samstag, den 7. Mai, hält die Stiftung Weltbürgerpark eine Vollversammlung am Amphitheater im Mauerpark ab. 14-18 Uhr

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