Spannung im Keller

Bundesligaklubs kämpfen um Klassenerhalt

  • Jörg Soldwisch, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Gladbacher hoffen mit dem Segen des Papstes auf ein Wunder, bei den Frankfurtern liegen die Nerven blank, in Wolfsburg könnte Srdjan Lakic seinen künftigen Arbeitgeber in die 2. Liga schießen: An der Spitze ist nach dem vorzeitigen Triumph von Borussia Dortmund zwar die Spannung raus, dafür fesselt im Saisonendspurt der Bundesliga-Abstiegskampf.

Vor allem bei Eintracht Frankfurt ist die Angst groß. Trainer Christoph Daum griff deshalb vor dem Duell mit seiner »alten Liebe« 1. FC Köln zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Er vermied in den vergangenen Tagen jeglichen Kontakt zu Freunden in seiner Wahlheimat Köln. »Meine ganze Konzentration gilt der Eintracht. Es ist unsere letzte Chance, und es wird Schwerstarbeit. Aber ich bin überzeugt, wir werden es schaffen«, sagte der frühere FC-Coach, der einst im Mittelkreis der Kölner Arena seine Frau ehelichte.

Noch nie musste Daum mit einem seiner Klubs den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Damit das so bleibt, schwor er seine verunsicherten Profis in einem dreitägigen Trainingslager in einer stillgelegten US-Kaserne in Bitburg auf den sportlichen Überlebenskampf ein: mit zwei Übungseinheiten am Tag, Kartfahren für die Seele und jeder Menge aufbauender Worte.

Die Stimmung trübte jedoch die Nachricht, dass Kapitän und Identifikationsfigur Patrick Ochs die Eintracht nach der Saison verlassen und nach Wolfsburg wechseln wird. Ausgerechnet zu jenem Klub, der mit nur einem Punkt Vorsprung vor den Hessen ebenfalls gegen den Abstieg kämpft.

Bei seinem zukünftigen Arbeitgeber steht jedoch ein anderer Neuzugang für die kommende Saison im Blickpunkt. Stürmer Srdjan Lakic kommt mit dem 1. FC Kaiserslautern zu den Niedersachsen. Sollte der Kroate wie zuletzt treffen, könnte er damit den Abstieg des VfL einleiten und sich selbst in die 2. Liga schießen. Darauf will Lakic aber angeblich keine Rücksicht nehmen: »Ich will immer gewinnen, auch wenn wir schon so gut wie durch sind und es nun gegen Wolfsburg geht.«

VfL-Trainer Felix Magath wollte sich vor der Partie über seinen neuen Stürmer nicht äußern. »Ich konzentriere mich nur auf meine jetzigen Spieler«, meinte Magath, dessen Team trotz zuletzt zweier Siege weiter in größter Abstiegsnot schwebt: »Für uns geht es weiter um Alles oder Nichts.«

Das trifft auch auf die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach zu, die bei einer Niederlage gegen den SC Freiburg vielleicht schon nicht mehr zu retten ist. Zwei Siege in Folge machen jedoch Hoffnung auf den Relegationsplatz. »Die Chancen, den Abstieg zu vermeiden, sind klar vorhanden«, sagte Trainer Lucien Favre. Den Glauben an das »Wunder« haben die Borussen auch mit dem Besuch von Vizepräsident Rainer Bonhof am vergangenen Mittwoch bei Papst Benedikt XVI. wiedergewonnen. Das Kirchenoberhaupt verabschiedete den Weltmeister von 1974 mit den besten Wünschen. Möglicherweise ist das Papst-Trikot mit den Unterschriften der Spieler heute gegen 17.15 Uhr aber nur noch zweite Wahl.

Die schwerste Aufgabe wartet aber auf den Tabellenletzten St. Pauli. Das Heimspiel gegen den FC Bayern könnte das vorerst letzte in der Bundesliga sein.

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