Ohnmacht

Kino-Start auf dem DOK.fest München: Arbeiter auf einer Werft

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Wadan-Werft heißt nach dem obersten Gott der germanischen Götterwelt, Wotan, aber von Allmacht und Unsterblichkeit kann hier schon länger keine Rede mehr sein. Zwar sprechen die Arbeiter der Wadan-Werft in Wismar immer noch von »ihrer« Werft, bei der der Vater schon arbeitete und oft genug auch der Großvater. Aber langjährige Verbundenheit ist kein Garant für ein stabiles Beschäftigungsverhältnis, Zugehörigkeitsgefühle auf Seiten der Belegschaft keine Gewähr für ein entsprechendes Verantwortungsgefühl auf Seiten der Werfteigner.

Was auch der Regisseur Dieter Schumann erfahren musste, der eigentlich einen Dokumentarfilm über einen Großauftrag drehen wollte, über modernen Schiffsbau und das, was so an ozeangängigen Megatonnagen auf einer Werft in Deutschland gebaut wird. Dann kam die Krise, und statt der Details ausgeklügeltster Bauvorgänge in einem Riesenmaßstab wurde die Abfolge von Eignerwechsel und Konkursantrag, von Stellenabbau und Belegschaftsauslagerung zum zentralen Thema seines Films. Der Respekt des Filmemachers vor der hochspezialisierten Arbeitswelt der Werft ist in »Wadans Welt« jeden Augenblick zu spüren, der ein Abgesang wurde auf das, was er gern hätte feiern wollen.

Statt der norwegischen Eigner, die die Werft nach der Wende übernommen hatten, gehörte sie bald einem russischen Investor. Der versprach viel, konnte dann wenig halten und ging bald seinerseits baden. Mittlerweile ist der nächste Russe am Start, für sie alle ist die Werft vor allem Investionsgut. Für die Arbeiter, denen sie Identität war und tägliche Heimstatt, sieht die Zukunft trübe aus. Der Markt für gelernte Schiffbauer wird täglich enger.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.