Nur einer kann der Retter sein
Mönchengladbach, Wolfsburg und Frankfurt spielen heute um den Verbleib in der Bundesliga
Die Anspannung vor dem Bundesligafinale ist groß. Für Christoph Daum, den Trainer des schlechtesten Rückrundenteams aus Frankfurt, scheinbar zu groß. Nach der Fan-Randale am vergangenen Samstag und der zunehmenden Kritik an seiner Person platzte dem Eintracht-Coach Mitte der Woche der Kragen. In einer Wutrede vor versammelter Presse knöpfte er sich einen Radioreporter vor, der ihn seiner Meinung nach mit »Skrupellosigkeit über den Haufen schießen« wolle. »Wir liegen am Boden. Alles klar, vernichten Sie uns«, tobte Daum.
An die Rettung im letzten Spiel beim Meister in Dortmund glaubt nach der Talfahrt mit indiskutablen Leistungen beim Tabellen-17. wohl kaum noch jemand – auch wenn Daum die eigene Dünnhäutigkeit umgehend bereute und vor der Partie wieder den großen Motivator gab. »Wir können nur positiv überraschen und gewinnen. Ich versuche, diesen Mut auf alle zu übertragen«, sagte der Trainer und überraschte mit einer ganz exklusiven Einschätzung seiner wohl am Samstag ohne jeglichen Sieg endenden Zeit bei der Eintracht: »Besser kann man nicht arbeiten, als wir es in den letzten Wochen getan haben.«
Mit Punkten nachweisbar besser hat es der ebenfalls als Retter verpflichtete Lucien Favre in Mönchengladbach gemacht. »Die drei Siege zuletzt haben uns viel Selbstvertrauen gegeben«, sagte Mittelfeldspieler Havard Nordtveit und Sturmkollege Mike Hanke meinte: »Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, dass wir auch in Hamburg gewinnen.« Vor dem Endspiel, in dem die Borussen mit einem Erfolg mindestens den Relegationsplatz sichern können, hatte der Trainer daher vor allem eines im Sinn: Nichts ändern und die Euphorie erhalten. »Ich schaue nur auf uns. Wir haben alle an Bord und müssen alle sehr konzentriert sein«, meinte Favre.
Bei den Wolfsburgern, die vor dem Gastspiel in Hoffenheim dank der besseren Tordifferenz die komfortabelste Ausgangsposition haben, setzte Felix Magath neben den üblichen schweißtreibenden Trainingseinheiten rund um den berüchtigten »Berg der Leiden« auf Psychodruck: »Die Spieler, die uns die Suppe eingebrockt haben, sollen diese jetzt auch auslöffeln.« Der Drohung schickte der Trainer prompt Briefe hinterher, in denen den Profis mitgeteilt wurde, dass im Falle eines Abstiegs bei jedem von ihnen die Vertragsoption für die 2. Liga gezogen würde.
Für den Fall, dass dies auch im für Zweitligaverhältnisse finanziell paradiesischen VW-Land nicht Motivation genug sein könnte, brachte Magath auch noch Not leidende Kinder ins Spiel. Wenn die Klasse gehalten wird, versprach der Trainer, würde er seinen als Prämie ausgelobten Luxuswagen in sechs Kleinbusse tauschen und Hilfsorganisationen spenden. Ob das gegen mangelnden Teamgeist hilft, ist fraglich. Wolfsburgs Stürmer Grafite hat immerhin auch so ein schlechtes Gewissen. »Wir müssen uns schämen, wenn man unsere Qualität im Kader sieht.«
ND-Prognose
1. Liga: Die Frankfurter sind nur noch ein Nervenbündel. Gegen die Dortmunder, die sich meisterlich verabschieden wollen, sind sie chancenlos – Abstieg. Mönchengladbach hat einen Lauf und wird sich mit einem Erfolg in Hamburg retten, während die Wolfsburger in Hoffenheim verkrampfen und in die Relegation müssen.
2. Liga: Den noch freien Aufstiegs-Relegationsplatz holt sich Fürth, weil Duisburg im letzten Test vor dem Pokalfinale in Bochum nochmal ernst macht. Als sicheren Absteiger erwischt es Oberhausen, weil Cottbus-Trainer Wollitz mit Energie unbedingt Schützenhilfe für seinen vorigen Klub Osnabrück leisten will. Zweitklassig bleibt der VfL trotzdem nicht – die Relegation gewinnt Dynamo Dresden.
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