Grenzen der Feinstaubreduzierung
Bilanz der grünen Plakette: Auch die Stufe 2 der Umweltzone allein kann die Luft nicht reinigen
Ein drohendes Fahrverbot innerhalb des S-Bahnringes hat in den letzten drei Jahren vor allem eine Modernisierung der Fahrzeuge beschleunigt; das zeigt eine Erhebung des Senats: Bei 55 500 älteren Fahrzeugen wurden Rußpartikelfilter nachgerüstet. »Mittlerweile sind 91 Prozent der Fahrzeuge mit der grüne Umweltplakette ausgestattet. Ohne Umweltzone wäre nur knapp jedes zweite Fahrzeug auf dem Stand«, sagte der Meteorologe Martin Lutz, Bereichsleiter für die Luftreinhalteplanung beim Senat.
Bereits die erste Stufe der 2008 eingeführten Umweltzone zeigte ein Rückgang der Schadstoffe in der Luft: Der Dieselruß wurde um ein Viertel gesenkt. Der Ausstoß betrug im letzten Jahr 126 Tonnen – vor Einführung der Umweltzone waren es noch 380 Tonnen.
Auch die Stickoxidbelastung hat abgenommen, wenngleich nicht in dem Maße wie der Rußpartikelausstoß. Es sei schwierig, Stickoxid-Katalysatoren bei Kraftfahrzeugen nachzurüsten, erklärte Lutz. Es laufe zwar ein Pilotprojekt bei der BVG, die ihren Fuhrpark nicht nur mit Rußfiltern, sondern auch auch mit Stickoxid-Katalysatoren ausstattet, doch für einen Pkw sei das technisch kaum zu bewerkstelligen, so Lutz. Die Belastung ging im vergangenen Jahr um ein Fünftel zurück.
Das zeigt: Die Berliner Umweltzone hat nur eine begrenzte Wirkung. Zudem wird rund ein Fünftel der tatsächlichen Feinstaubbelastung in der inneren Stadt auch durch den Verkehr innerhalb des S-Bahnrings verursacht. Um bis zu zehn Tage könne dadurch die Überschreitung der Grenzwerte für Feinstaub verringert werden, sagte Lompscher. Doch bei einer ungünstigen Wetterlage mit wenig Luftaustausch steige die Belastung an, ergänzte der Meteorologe Lutz.
Zu den Kritikern der Umweltzone in Berlin zählt die Industrie- und Handelskammer (IHK). »Berliner Unternehmen mussten ihre Fahrzeuge früher als geplant austauschen oder sehr aufwändig nachrüsten. Diese Investitionsmittel fehlten im eigentlichen Ferngeschäft«, sagt Jan Eder, der Hauptgeschäftsführer der IHK. Berlin war zusammen mit Hannover die erste deutsche Stadt, die eine Umweltzone einführte und ist mit der Zone zwei noch immer Vorreiter. Eder fordert den Senat auf, eine ausführliche Kosten-Nutzen-Analyse über die Umweltzone zu erstellen.
Martin Schlegel vom Berliner BUND begrüßt indes die Umweltzone. Entgegen der IHK hält er sie für wirksam, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren. Dennoch hält er die Hauptverkehrsstraßen noch immer für neuralgische Punkte mit Handlungsbedarf: »Da reicht die grüne Plakette alleine nicht aus.« Er rät, zusätzlich Tempo-30-Zonen einzuführen, die Fahrspuren zu reduzieren oder über ein Lkw-Verbot nachzudenken. Die Maxime des BUND lautet: Je weniger Verkehr, desto geringer die Feinstaubbelastung. Handlungsbedarf sieht auch Senatorin Lompscher: »Ohne weitere Maßnahmen wird es auch 2015 noch Überschreitungen der Grenzwerte bei Feinstaub und Stickstoffdioxid geben.«
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