Versprecherin

Mamata Banerjee sieht sich am Ziel: Sie wird Westbengalens Chefministerin

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 2 Min.

Erstmals wird eine Frau das höchste Amt in Kolkata (früher Kalkutta) übernehmen: Am Sonnabend wird Mamata Banerjee als Chefministerin des indischen Unionsstaates Westbengalen vereidigt. »Didi« wird sie von Parteifreunden genannt – so nennt man eine ältere Schwester. Der 56-jährigen ledigen Vollblutpolitikerin, die als aufbrausende Parlamentsabgeordnete schon manchem Kollegen an Schlips und Kragen ging, mag das eine Art Familienersatz sein.

Mit dem Sieg bei den jüngsten Parlamentswahlen hat Frau Banerjee ihr Ziel erreicht: 13 Jahre lang kämpfte sie erbittert für den Sturz der Linksfront, die in Westbengalen seit 1977 regierte. Unbedingt wollte sie Chefministerin werden. Ihr schriller Wahlspruch war: »Lal hatao! Desch batschao!« (Nieder mit den Roten! Rettet das Land!)

Aus einer brahmanischen Familie der unteren Mittelklasse stammend, kann Frau Banerjee Diplome in Geschichte, Pädagogik und Recht vorweisen. Ihre politische Karriere hatte sie 1970 in der Schülerorganisation der Kongresspartei begonnen und in Jugend- und Frauenorganisationen fortgesetzt. Doch 1997 trennte sie sich von der Kongresspartei, weil die ihr zu zimperlich mit den Kommunisten umging. »Didi« gründete ihre eigene regionale Formation, den Trinamool Congress, und lehnte jedes Gespräch mit der Linksfront ab. Jetzt stieß sie ihre Erzfeinde vom Thron und tönte: »Dies ist der Sieg des Volkes über Jahre der Unterdrückung.«

Nicht erst im Wahlkampf präsentierte sie sich als Anwältin der ländlichen Habenichtse und der Kleinstbauern. Reis und Jobs und Demokratie für jedermann versprach sie, versicherte aber auch Industriellen und Investoren, ihre Interessen zu berücksichtigen. Kolkata werde sie zum zweiten London und Nordbengalen (Darjeeling) zur Schweiz Indiens verwandeln.

Markenzeichen ihres bescheidenen Lebensstils sind Saris aus Baumwolle, eine Umhängetasche aus Jute und Gummisandalen. Dabei war sie schon in den 90er Jahren ganz oben angelangt: Sie erhielt Ministerämter, flirtete auch mal mit der rechten Indischen Volkspartei, in deren Regierung sie als Eisenbahnministerin diente. 2009 übernahm sie dasselbe Amt im jetzigen Kabinett unter Manmohan Singh.

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