Ketchup vom laufenden Band
Der Brandenburger Traditionsbetrieb Jütro beliefert Handelsketten mit Soßen, Senf und Tiefkühlkost
Jüterbog. 100 Jahre sind eine lange Zeit: Der Lebensmittelbetrieb Jütro kann mit seiner Firmengeschichte gut den Wandel im Geschmack der Menschen illustrieren. Zum Anfang ging es vor allem um das Haltbarmachen von Obst und Gemüse, heute sind Feinkost und Mikrowellengerichte Schwerpunkte des Betriebes in Jüterbog (Potsdam-Mittelmark). »Wir sind ein mittelständischer Betrieb, der bundesweit große Handelsketten beliefert«, sagt Geschäftsführer Bernd-Richard Meyer.
200 Artikel im Angebot
Der 67-Jährige ist Enkel des Firmengründerpaares und in dritter Generation in dem Unternehmen tätig. 1966 übernahm er die Firma von der Mutter, er erlebte die Verstaatlichung zu DDR-Zeiten und konnte nach der Wende die Privatisierung erreichen.
Die Verbrauchergewohnheiten haben sich in der Zwischenzeit entscheidend geändert. »Feinkostprodukte liegen heute mehr im Trend«, sagte Meyer. Die Rede ist von Soßen, Grillsoßen, Senf und Ketchup. »Der Kunde fragt nach Produkten, die wir dann entwickeln und fertigen«, erläutert Meyer die aus seiner Sicht simple Aufgabe. Mittlerweile sind in dem Bereich etwa 200 Artikel im Angebot.
Allein 30 Millionen Einheiten in diesem Segment verlassen im Jahr das Unternehmen. »Unsere Kunden wollen eine gleichbleibende Qualität, immer verfügbare Mengen und das Ganze zu einem vernünftigen Preis.« Nischenprodukte sind nach seinen Angaben nicht das Ziel des mittelständischen Unternehmens, dass nach der Insolvenz 1996 mit der I. Schroeder KG (Hamburg) einen Neuanfang machte. Je nach Wunsch der Auftraggeber kommen die Produkte unter dem Namen Jütro in die Regale der Supermärkte oder auch als Handelsmarken der einzelnen Ketten. Brandenburger Betriebe im Lebensmittelbereich haben sich in den vergangenen Jahren mit ihren Produkten über die Grenzen der Mark hinaus einen guten Namen gemacht. Nach Angaben der Zukunftsagentur Brandenburg ist der Bereich mit einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro die stärkste Branche im Land. Zehn Prozent des Umsatzes kommt von der Obst- und Gemüseverarbeitung. In den 160 Lebensmittelbetrieben sind mehr als 12 200 Menschen tätig.
Schon 53 000 Tonnen
2001 ist Jütro von der Innenstadt auf ein Gelände im Gewerbegebiet vor der Stadt gezogen. Dort gibt es mehr Platz für die moderne Produktion. Eine Kapazität von 25 Millionen Flaschen pro Jahr sei mit der neuen Abfüllanlage möglich, sagt Meyer. Die müsse erst erreicht werden, dann könnten neue Projekte angegangen werden.
150 Mitarbeiter verarbeiten bei Jütro Obst und Gemüse, das aus dem gesamten Bundesgebiet angeliefert wird. Im Tiefkühlbereich in Jessen (Sachsen-Anhalt) würden ähnliche viele Mitarbeiter beschäftigt. Dieser Bereich – mit tiefgefrosteten Speisen für die Mikrowelle – entwickelte sich in den vergangenen Jahren rasant. 2001 wurden 14 400 Tonnen Obst, Gemüse, Teigwaren, Fleisch, Fisch und Geflügel verarbeitet. 2010 waren es bereits 53 000 Tonnen, mit denen sich der Umsatz auf 72 Millionen Euro seitdem fast verfünffacht hat.
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