Ideale Kombination

Berliner Velothon nun auch mit Radprofis aber ohne Sprintstar Mark Cavendish

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Nur einer will nicht nach Berlin. Der britische Radsprinter Mark Cavendish tat am Donnerstag genau das, was sich sein Team HTC-Highroad von ihm erhofft hatte, und dann doch wieder nicht. Zunächst gewann er die 12. Etappe des Giro d'Italia und stieg anschließend aus dem Peloton aus, das fortan ins Hochgebirge zieht. Soweit alles nach Plan. Der sah jedoch vor, dass Cavendish von Italien nach Berlin reist, um am Sonntag beim ersten Profirennen im Rahmen der vierten Austragung des Velothons zu starten. Doch Cavendish setzte sich in ein anderes Flugzeug. »Ich kehre nach Hause zurück, um mich vor der Tour de France noch einmal erholen zu können«, sagte Cavendish und stieß damit seine deutschen Mannschaftsbetreuer vor den Kopf.

Wenige Stunden zuvor hatte sein Teamchef in Berlin, Jan Schaffrath, extra für den Briten noch die Startnummer 1 frei gehalten. »Es ist geplant, dass er unser Kapitän sein wird«, so Schaffrath. Doch daraus wurde nichts. Auch Rennleiter Erik Zabel hatte bis zuletzt auf die Teilnahme des umstrittenen Stars gehofft, ist er doch schließlich Berater der HTC-Sprinter.

Dass sich der Velothon trotzdem immer größerer Beliebtheit erfreut, zeigen nicht nur die schon jetzt über 11 000 Anmeldungen der Jedermänner, die erneut über 60 und 120 Kilometer antreten werden, oder so illustre Namen im anschließend startenden Profifeld wie Olympiasieger und Weltmeister Fabian Cancellara (Schweiz), Stuart O'Grady (Australien) oder André Greipel (Hürth). Auch das ND-Team ist bei seiner vierten Teilnahme im vierten Rennen erneut gewachsen. Waren es 2008 noch 22 mutige Premierenfahrer, ist die Mannschaft mittlerweile auf 52 angewachsen.

Sie alle werden am Brandenburger Tor über die Startlinie rollen, in Berlins »grüner Hölle« entlang der Havelchaussee ein paar wenige Höhenmeter erklimmen müssen, über die stillgelegte Startbahn des Flughafens Tempelhof rasen, und entlang der East Side Gallery, des Reichstags sowie der Siegessäule fahrend wahrscheinlich doch nur Blicke für das Vorderrad haben, anstatt die touristische Sightseeingtour zu genießen. Die 120-Kilometer-Fahrer werden noch einen Abstecher durch Brandenburg im Süden Berlins machen, und die Profis acht extra Runden durch den Berliner Tiergarten drehen, um auf stattliche 182 Kilometer zu kommen.

13 000 Teilnehmer und 300 000 Zuschauer erwartet der Veranstaltungschef Frank Bertling von der Upsolut Event GmbH. »Es hat sich gezeigt, dass die Kombination aus Jedermann- und Profirennen derzeit ideal für Radsportveranstaltungen in Deutschland ist«, begründete er den Schritt, nun auch Profis einzuladen. Auch die Traditionsrennen in Köln und Frankfurt am Main setzen mittlerweile auf diese Doppelstrategie.

Dabei gab es offenbar auch lange Diskussionen mit den Verantwortlichen der Stadt. »Wir haben klar gesagt, dass wir alles versuchen müssen, um Dopingfälle zu vermeiden«, berichtete der in Berlin für den Sport zuständige Staatssekretär Thomas Härtel (SPD). »Trotzdem wollen wir hier ein Signal setzen, denn eine solche Großveranstaltung gehört nach Berlin. Es ist immer wieder ein enormes Erlebnis am Start, wenn das riesige Feld gar kein Ende nehmen will.«

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