Schalke holt mit Rekordsieg den nationalen Pokal
Zweitligist MSV Duisburg hatte im Berliner Olympiastadion nicht die Spur einer Chance und ging mit 0:5 unter
Es war nicht der mittlerweile zum Schalker Partyminister aufgestiegene Spanier Raúl, es war Hans Sarpei, der als Wächter des Pokals auserkoren wurde. Der ghanaische Verteidiger kam kurz vor Mitternacht als Letzter aus der Kabine und schleppte die goldene Trophäe eng umschlungen und mit einem lauten Seufzer der Zufriedenheit aus dem Berliner Olympiastadion, um den nächtlichen Partymarathon in der Berliner Innenstadt nach dem 5:0-Finalerfolg gegen den MSV Duisburg zu starten.
Die Hauptdarsteller bei den Jubelarien nach Abpfiff des 68. DFB-Pokalendspiels waren allerdings andere. Raúl war wieder der erste, der mit einer spanischen Fahne um den Körper das Bad bei den Anhängern genoss. Auch für die Kollegen – bis auf Routinier und Ersatzmann Angelos Charisteas – war es der erste Triumph in Berlin. »Es ist ein Traum, mit der Mannschaft und den etwa 45 000 mitgereisten Schalker Fans diesen Titel zu feiern«, freute sich Torwart Manuel Neuer, der den Pokal in die Luft schleuderte, um ihn wie gewohnt sicher zu fangen.
In der einseitigen Partie brauchten beide ihre sportlichen Qualitäten kaum zeigen. Neuer wurde von den Duisburgern kaum beschäftigt und an Raúl lief das Spiel im Angriff weitgehend vorbei. Es waren andere, die für glanzvolle Momente sorgten. Wie der Peruaner Jefferson Farfan, der alle drei Tore der ersten Hälfte auflegte, oder der 17-jährige Julian Draxler, der mit einem sehenswerten Volleyschuss den Torreigen eröffnete.
Auch die zweitklassigen Duisburger gaben ihr Bestes, um den fünften Pokalerfolg der Gelsenkirchener möglich zu machen. Die überforderte Abwehr lud Klaas-Jan Huntelaar (zweimal), Benedikt Höwedes und Juan Manuel Jurado zum Toreschießen ein. Schon Mitte der zweiten Hälfte unterbrachen Schalkes Anhänger ihre Jubelgesänge nur, weil die Duisburger Fans nicht auch noch bereit waren, die Welle mit durch das Stadion schwappen zu lassen. »Wir haben alles gegeben, aber Schalkes Klasse war einfach deutlich größer als unser Wille«, meinte Duisburgs Mittelfeldmann Ivica Banovic. Trainer Milan Sasic, der einige verletzte Spieler ersetzen musste, war zwar enttäuscht, lobte aber sein Team. »Wir waren schon vorher Sieger. Mit ihrem tollen Zusammenhalt hat die Mannschaft für mich alles bisherige getoppt«, sagte der Kroate, der sich mit seinen Spielern gestern nach der Rückkehr ins Ruhrgebiet dennoch bei einem Autokorso bis in die heimische Arena feiern ließ.
Auch die Schalker setzten die Party nach einer langen Nacht in der Hauptstadt in Gelsenkirchen fort. Die Freude über den höchsten Pokalsieg seit 1972, dem eigenen 5:0-Rekordsieg gegen Kaiserslautern, wurde allerdings überlagert von den Diskussionen um Manuel Neuer, der – so dachten alle inklusive des Torhüters – sein letztes Spiel für Schalke vor dem vermeintlichen Wechsel zum FC Bayern gemacht hat. Nach dem Erreichen der Europa League gaben sich die Klubverantwortlichen kämpferisch im Buhlen um ihren Kapitän. »Ich gehe davon aus, dass Manuel auch nächstes Jahr für Schalke spielt«, sagte Trainer Ralf Rangnick. Manager Horst Heldt, der ein konkretes Angebot von den Bayern bestätigte, meinte: »Damit beschäftigen wir uns erst jetzt nach dem Finale.« Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sprach sich in der Euphorie gar öffentlich gegen einen Wechsel aus und setzte ob der Wichtigkeit des Transfers eine Sondersitzung am Mittwoch an. Neuer selbst wollte sich die Feierlaune nicht verderben lassen: »Ich weiß von nichts und muss abwarten, was die Verantwortlichen sagen. Deshalb können wir jetzt erstmal den Moment genießen.«
Duisburg: Yelldell - Kern (77. Exslager), Reiche (60. Trojan), Bajic, Veigneau - Sukalo, Banovic - Yilmaz, Grlic, Sahan - Schäffler.
Schalke: Neuer - Höwedes, Papadopoulos, Metzelder, Sarpei (43. Escudero) - Kluge (81. Uchida), Jurado - Farfán, Draxler (72. Matip) - Huntelaar, Raúl.
Tore: 0:1 Draxler (18.), 0:2 Huntelaar (22.), 0:3 Höwedes (42.), 0:4 Jurado (55.), 0:5 Huntelaar (70.). SR: Stark (Ergolding). Zuschauer: 75 708.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.