Wiederaufführung

Kommentar von René Heilig

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Das ist großes deutsches Theater! »Die Reform«, das Stück, das vor ein paar Wochen kaum noch jemand anschauen wollte, feiert Auferstehung. Am Text ist kaum etwas geändert, dennoch scheint die Inszenierung neu. Man hat das Boulevardhafte zurückgenommen, jetzt schimmert »Sein oder Nicht-Sein« durch. Statt eines Vorabend-Soap-Strahlemannes hat man nun mit Thomas de Maizière einen Mimen verpflichtet, der Seriosität, Ehrlichkeit und Bescheidenheit verkörpert. So kann er Dinge deklamieren, für die ein noch größerer Hofschauspieler – Köhler war wohl sein Name – vor einem Jahr die Bühne vom Schloss-Bellevue-Theater verlassen musste.

Nun jedoch trumpft das Ensemble »Bundeswehr« mit neuer Spiellaune auf. Nicht nur, weil das Budget wieder grenzenlos zu sein scheint. Nein, Pathos erfüllt die Bühne. Patriotismus – wie seit Gneisenau und Scharnhorst nicht mehr gesehen – raubt dem Zuschauervolk den Atem. Die Begeisterung über die Wiederaufführung ist offenbar so groß, dass man dem Stück ein paar Unsauberkeiten verzeiht. Mal ehrlich: Wen interessieren tote afghanische Demonstranten, wenn Superstar de Maizière sich zur selben Zeit in den Wind vor Warnemünde stellt. Marineblau!

Nun ist es am Marketing, dass das Stück nicht nur genug klatschende Zuschauer, sondern auch Akteure für die globale Aufführung findet. Einfach und griffig muss die Werbebotschaft sein, damit der letzte Dödel sie als Lockruf begreift. Bisheriger Favorit: »Wir. Dienen. Deutschland«. Toll! Begriffe mit Punkt – wie Geschützsalven. Sie stehen für Kameradschaft. Befehlserfüllung. Und ... ein Stück Heimat mit Grabstein drauf?

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