Eine ziemlich haarige Sache
Eichenprozessionsspinner sind im Vormarsch
Eberswalde. Sie sind kleiner als ein Millimeter, ein großes Ärgernis und eine Gefahr: die winzigen Haare der Raupe des Eichenprozessionsspinners. Wenn Menschen mit ihnen in Berührung kommen, könnten Hautausschlag bis hin zu einer schweren Allergie die Folge sein, warnte Katrin Möller vom Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde (Brandenburg) in einem dpa-Gespräch.
Seit 2003 habe sich die Population im Land weiter verbreitet, es sind inzwischen deutlich größere Flächen befallen, sagte die Expertin. Mit dem Eichenprozessionsspinner sei auch in den kommenden Jahren zu rechnen. Deshalb müssten die Bevölkerung, aber auch Ärzte und Apotheker verstärkt über die Gefahren informiert werden, forderte Möller. Denn den kleinen Haaren könne kaum jemand entfliehen.
Giftige Widerhaken
»Nach der zweiten Häutung bilden die Räupchen Brennhaare. Diese haben Widerhaken und der Inhalt wirkt wie ein Nesselgift«, erklärte Möller. Selbst wenn der Mensch nicht mit dem Tier in Berührung kommt. Abgebrochene, mit dem Wind verwehte oder am Boden liegende Haare, könnten Reizungen, Quaddeln oder handfeste Allergien hervorrufen.
Abgebrochene Härchen behielten noch vier bis fünf Jahre ihre schädliche Wirkung, erklärte Möller. »Man hat unter Umständen das Gefühl, man wurde von vielen Mücken gestochen.« Zur Behandlung empfiehlt Möller kühlende Salben oder Anti-Allergie-Tabletten. Schon jetzt gebe es in den betroffenen Wäldern meist Warnhinweise mit Erläuterungen zur Raupe. Diese kann nicht nur für den Menschen gefährlich werden, auch Bäume leiden unter ihrem Appetit. »Die Schädigung der Eiche tritt massiv seit einigen Jahren in Brandenburg auf. Der Baum hat dann wirklich ein Überlebensproblem«, erläuterte Möller. Mehr als 15 Raupennester könnten an einem einzigen Baum vorkommen – und damit über 5000 Tiere, die später zu Nachtschmetterlingen werden. Sie würden die Blätter vertilgen, hinzu komme die Pflanzenkrankheit Mehltau. »Die Eiche kann nichts mehr dagegen tun.«
180 Euro pro Hektar
Nester an einzelnen Bäumen auf Schulhöfen oder in der Stadt könnten für je rund 200 Euro abgesaugt werden, sagte Möller. Im Wald dagegen helfe bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nur der Einsatz von Chemie oder biologischen Präparaten. Nach Angaben des Landesbetriebes Forst kostet das Besprühen eines Hektars 180 Euro. In diesem Jahr wurden bereits 319 Hektar besprüht. In Brandenburg kommt der Eichenprozessionsspinner laut Möller vor allem am südlichen und westlichen Berliner Ring vor.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!