Gestatten, Blatter IV.
Kommentar von Christian Heinig
Am hübschesten ist, was Wladimir Putin, der russische Ministerpräsident, nach Zürich zum Sitz des Fußballweltverbandes telegrafiert hat, um Joseph Blatter zu dessen Bestätigung im Amt als FIFA-Präsident zu gratulieren. Überzeugt sei er, so Putin, dass der 75-jährige Schweizer auch weiterhin selbstlos diesem bemerkenswerten Sport dienen werde. Rührend, vor allem, da es Blatter und sein skandalumtostes 24-köpfiges Exekutivkomitee war, das Russland erst vor sieben Monaten die WM 2018 beschert hat. Wen jucken schon Blattern, solange der Rubel rollt.
Blatter wird der FIFA noch eine vierte Amtszeit vorstehen, bis 2015. Das Signal, das damit in die Fußballwelt hinausgeht, lautet: Transparenz, Fair Play und Aufrichtigkeit – nein Danke! Die FIFA-Familie hält zusammen! Reformer, Korruptionsbekämpfer – bitte draußen bleiben! Blatter hat nach den Turbulenzen der vergangenen Tage zwar angeregt, die WM-Turniere künftig von allen 206 Mitgliedsverbänden und nicht mehr vom Exekutivkomitee bestimmen zu lassen. Das dürfte Bestechungsversuche teurer machen, verhindern wird es sie gewiss nicht. Die Frage ist, warum sich der Milliarden generierende Weltsport, der immerhin seit zwölf Jahren eine Welt-Anti-Doping-Agentur hat, keine Welt-Anti-Korruptions-Agentur leistet? Wohl zu teuer, oder zu schwer schmierbar.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.