CO2-reduzierte Tropenkühe?
Rainforest Alliance entwickelte Standard für Haltung von Wiederkäuern
ND: Wie ist die Idee entstanden, einen Nachhaltigkeitsstandard für die Viehhaltung in den Tropen zu entwickeln?
Bach: Der Arbeitsschwerpunkt der Rainforest Alliance liegt in der nachhaltigen Landnutzung. Und da unseren Direktoren vor ein paar Jahren auffiel, dass sich im Bereich der Viehhaltung eine große Lücke auftat, erging der Auftrag, diese zu schließen. Also habe ich mich an die Experten des tropischen Agrarforschungsinstituts CATIE hier in Costa Rica gewandt und langsam wurden dann erste Kriterien entwickelt. 2009 haben wir dann erstmals die Idee und unsere bisherige Arbeit vorgestellt und mit den Bauern und den Verbänden der Viehwirtschaft diskutiert. Danach folgten erste Workshops in Costa Rica, Nicaragua, Kolumbien, Brasilien sowie Versuche in Kenia und Australien. Zudem wurde eine Webplattform eingerichtet, um die Maßnahmen zu diskutieren. Nach einem Jahr der Diskussionen haben wir die Maßnahmen dann überarbeitet, stringenter gefasst und im Juli 2010 verabschiedet.
Wie ist die Resonanz – gibt es Interesse und arbeiten schon Farmen nach dem neuen Standard?
Ja, das Interesse ist da. Es gab während der Entwicklungsphase 3000 Beiträge aus 34 Ländern, die große Herausforderung ist: Wie bekommen wir den Standard im Markt unter? Wir haben also begonnen, auf lokaler Ebene Supermarktketten zu besuchen. Es gibt erstes Interesse der Gessa-Supermarktkette hier in Costa Rica, die von zwanzig Rinderfarmen beliefert werden. Daraufhin waren die Experten auf den ersten Farmen und haben sich die angeschaut. Darunter befindet sich eine, die an der Schwelle zur Zertifizierung steht und mehrere, die noch ein gutes Stück entfernt sind. Gerade bei der Haltung der Tiere gibt es recht viel Nachholbedarf.
Wie läuft denn so ein Zertifizierungsprozess – wozu muss sich ein Viehzüchter verpflichten und welchen Vorteil hat er davon?
Alle Kriterien unseres normalen Landwirtschaftsstandards müssen erfüllt werden, das heißt, die Viehzüchter müssen sich zu den Arbeitsrechten bekennen, die Umweltauflagen erfüllen und dazu die fünf neuen Kapitel des Viehstandards umsetzen. Da wird genau festgelegt, was die Tierärzte einsetzen dürfen, womit die Tiere gefüttert werden, so gibt es zum Beispiel Gräser, die aus CO2-Perspektive ideal sind und auch für die Fleischerträge von Vorteil. Zudem ist für das Weideland ein zwanzigprozentiger Baumbestand vorgeschrieben. Die Bauern sollen für ihr Produkt auf der anderen Seite natürlich einen höheren Preis erhalten. Das ist den Supermärkten auch klar und die angestrebte Marge bewegt sich bei zehn Prozent.
Gibt es auch interessierte Farmen außerhalb Costa Ricas?
Ja, es sind drei Farmen in Nicaragua inspiziert worden, wobei eine an der Schwelle zur Zertifizierung steht. In Brasilien gibt es viel Interesse auf Seiten von Nichtregierungsorganisationen, da fehlt es noch an konkreten Farmen. Ein Debattenthema ist auch der Ausstoß von Methangasen durch die Wiederkäuer.
Lässt sich deren Ausstoß denn reduzieren?
Ja, mit besseren Grassorten lässt sich da einiges erreichen und ein hoher Baumbestand auf den Feldern sorgt dafür, dass CO2 gebunden wird. In Brasilien geht es zudem natürlich auch darum, den Ausbau der Rinderzucht einzudämmen – da ist der Schutz der Ökosysteme ein Kernpunkt und in Namibia haben wir gerade erst begonnen zu arbeiten.
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