Märchenfee gesucht

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem sich die Erfolge bei der EHEC-Quellensuche in Grenzen halten, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis dieses Thema vollkommen in den Hintergrund tritt und Verschwörungstheoretiker und Trittbrettfahrer ihre Chance zum Auftritt bekommen.

Wenn die Deutsche Krankenhausgesellschaft zeitweilige Probleme in norddeutschen Krankenhäusern zum Anlass nimmt, Gesetzesänderungen und Finanzspritzen zu verlangen, so hat das schon einen merkwürdigen Beigeschmack. Natürlich wird Kliniken in so einer Situation alles abverlangt, wofür deren Mitarbeitern der größte Respekt aller Beteiligten und Betroffenen sicher ist. Aber das gilt lediglich für einen Teil der Häuser, die meisten haben diese Probleme gar nicht, in manchen sind Kapazitäten ungenutzt. Es wäre selbstverständlich wunderbar, wenn alle Krankenhäuser dieses Landes auf alle nur erdenklichen Epidemien vorbereitet wären – mit Reservepersonal, Reservebetten, der neuesten Technik und den neuesten Medikamenten. Doch so eine Vorbereitung kann wohl nur eine Märchenfee leisten, die schon Tote zum Leben erweckt und Bären in Prinzen umgewandelt hat. Für das bundesweite Gesundheitssystem, das in erster Linie profitabel sein muss und erst dann den Patienten dient, ist das eine unlösbare Aufgabe.

Vielleicht würde es ja schon helfen, wenn das Krisenmanagement für Epidemien überdacht würde – womöglich unter Federführung der Krankenhäuser und im Hinblick auf eine vernünftige bundesweite Organisation. Und bis dahin wäre es eine Variante, die vorhandenen Finanzspielräume auszureizen, ehe man nach neuen Gesetzen ruft.

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