Norwegen ist aufgewacht
Ingvild Stensland vorm heutigen WM-Test gegen die deutschen Fußballerinnen
Stensland: Ja, wir spielen gegen eine der derzeit besten Mannschaften und können sehen, wie unsere Form ist und was bis zu unserem ersten WM-Spiel in knapp zwei Wochen noch zu tun ist.
Die deutschen Fußballerinnen trainieren schon seit neun Wochen. Wie intensiv haben Sie sich vorbereitet?
Wir haben Anfang vergangener Woche in Norwegen mit dem Training begonnen, jetzt haben wir eine Woche in Deutschland und dann noch eine in Österreich mit einem weiteren Testspiel gegen die USA am nächsten Montag. Wir sind gut drauf, haben hart gearbeitet und werden fit sein.
Ist die Vorfreude auf die WM in der Mannschaft schon zu spüren?
Auf jeden Fall, wir freuen uns alle sehr – vor allem weil so viele Zuschauer erwartet werden. Die Stimmung in den großen Stadien wird bestimmt toll. Die Deutschen können solche großen Sportevents ja erfahrungsgemäß gut organisieren. Diese WM wird den Frauenfußball sicher auf ein höheres Level heben.
Wie groß ist das Interesse in Norwegen?
Natürlich haben wir nicht die große Aufmerksamkeit wie in Deutschland. Aber jedes unserer Spiele wird im norwegischen Fernsehen übertragen, und es gibt auch eine große Schar von Journalisten, die uns hier begleiten.
Norwegen war in den 90er Jahren Welt- und Europameister. Nach dem letzten Erfolg bei Olympia 2000 in Sydney ist man auf Platz neun der FIFA-Weltrangliste abgerutscht. Haben Sie die Entwicklung verschlafen?
Die Qualität hat in den letzten Jahren zugenommen, und andere Länder waren da sicherlich schneller. Wir haben nicht früh genug angefangen, Talente von klein auf zu fördern. Wir sind aber aufgewacht und auf gutem Weg. Mittlerweile ist Fußball der beliebteste Ballsport bei jungen Mädchen.
Profitiert die Mannschaft davon schon bei dieser WM?
Wir haben einige junge Spielerinnen dabei, die technisch viel besser sind – als ich zum Beispiel – und schnell im Angriff. Es ist ein guter Mix aus Alt und Jung, unsere Stärke ist sicher die Fitness.
Ihr Team wird gerne »Gresshoppene«, die Grashüpfer, genannt. Woher kommt der Name?
Vielleicht weil wir früher viele lange hohe Pässe gespielt haben und dann zu den Bällen springen mussten. Aber ich weiß es nicht und kann damit nichts anfangen.
Was wissen Sie über Ihre WM-Vorrundengegner?
Über Äquatorial-Guinea wissen wir nicht viel, außer dass sie sehr laufstark sind. Australien hat ein gutes und oft unterschätztes Team. Das haben wir schon bei der letzten WM 2007 zu spüren bekommen, als es 1:1 ausging. Trotzdem glaube ich, dass wir mit Brasilien um den Gruppensieg kämpfen können und zumindest den wichtigen zweiten Platz erreichen.
Das Viertelfinale ist also drin. Wie weit kann es noch gehen?
Wenn wir alles umsetzen und unsere Turniererfahrungen ausspielen, ist eine Medaille möglich.
Und wer sind die Titelfavoriten?
Natürlich Deutschland als Gastgeber, die USA und Brasilien. Mein Geheimfavorit ist Japan. Sie sind besonders technisch versiert und haben mittlerweile auch ein gutes taktisches Konzept.
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