Tausende bejubeln Assad – Tausende fliehen

Meldungen aus Syrien über verstärkten Druck auf Regimegegner / Russland: Sehr viele Provokateure mit Waffen

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Während in Damaskus Tausende Demonstranten ihre Unterstützung für die Regierung von Präsident Assad demonstrierten, soll die syrische Armee in weitere Gebiete des Landes vorgestoßen sein, um Regimegegner niederzuzwingen.

Damaskus/Istanbul (AFP/dpa/ ND). Drei Monate nach dem Beginn der Proteste gegen Syriens Staatschef Baschar al-Assad haben am Mittwoch in der Hauptstadt Damaskus Tausende Demonstranten ihre Unterstützung für den Präsidenten bekundet. Im westlichen Stadtviertel Masseh breiteten die Demonstranten nach Berichten des Staatsfernsehens eine 2300 Meter lange syrische Fahne aus, hielten Fotos des Präsidenten hoch und skandierten »Mit unserer Seele und unserem Blut opfern wir uns für dich auf, Baschar« sowie »Gott – Syrien – Baschar«. Im Staatsfernsehen wurde diese Demonstration auch als Protest gegen eine Einmischung des Auslands in Syrien gewertet.

Nach ihrem Einmarsch in die Städte Dschisr al-Schogur und Maarat al-Numan soll die syrische Armee jetzt in mehrere Dörfer der Provinz Idlib vorgestoßen sein. Das berichtete ein Sprecher der Regimegegner an der syrisch-türkischen Grenze am Mittwoch in einem Telefoninterview der Nachrichtenagentur dpa.

Nur ein kleiner Teil der rund 45 000 Einwohner von Dschisr al-Schogur sei bisher in die Türkei geflüchtet, so der Sprecher. Die meisten Bewohner der Stadt, die von der Armee in den vergangenen Tagen mit schweren Waffen angegriffen wurden, hätten dagegen in den umliegenden Dörfern Zuflucht gesucht. Da sie sich wegen der Razzien der Armee in diesen Dörfern nun aber auch nicht mehr sicher fühlten, sei mit einem weiteren Zustrom von Flüchtlingen in die Türkei in den kommenden Tagen zu rechnen. Seit Dienstag hätten erneut rund 700 Syrer die Grenze überquert. Damit sei die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei auf mehr als 9000 angestiegen.

Die Türkei verstärkte ihre Anstrengungen zur Aufnahme der Flüchtlinge aus dem Nachbarland. Zusätzlich zu drei bestehenden Flüchtlingslagern mit mehr als 8000 Menschen seien am Mittwoch zwei weitere Camps eingerichtet worden, teilten die Behörden mit.

Flüchtlinge aus Maarat al-Numan berichteten den Helfern an der Grenze, als die Armee vor etwa zwei Tagen damit begonnen habe, in ihre Stadt einzumarschieren, seien etliche Soldaten desertiert.

Die Staatsmedien stellen die Strafexpedition der Armee in der Provinz Idlib, zu der die Städte Dschisr al-Schogur und Maarat al-Numan gehören, als »Operation gegen bewaffnete Terroristen« dar. Die Nachrichtenagentur Sana meldete am Mittwoch, viele Bewohner seien in ihre Häuser zurückgekehrt, »nachdem die Armee die Ortschaften von den Elementen der bewaffneten terroristischen Vereinigungen gesäubert hatte«.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in Syrien binnen weniger Wochen etwa 1100 Menschen ums Leben gekommen; etwa 10 000 seien seit Mitte März willkürlich festgenommen worden, heißt es in einem Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte. In dem Report ist von »ausufernder Gewalt durch syrische Sicherheitskräfte gegen Zivilisten« die Rede. Dabei seien hauptsächlich friedliche Demonstranten betroffen gewesen. Getötet worden seien auch Frauen und Kinder. Am alarmierendsten seien Berichte, nach denen auf Zivilisten scharf geschossen worden sei, etwa auch von Scharfschützen, die sich auf Dächern öffentlicher Gebäude verschanzt hätten. Auch seien Panzer in dicht besiedelten Wohngebieten aufgefahren.

Russland hält Präsident Assad unterdessen weiter für tragbar. Jeder Staat habe das Recht, sich gegen Putschversuche Aufständischer zu wehren, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch und begründete damit, warum die Vetomacht Resolutionen gegen Assad im Weltsicherheitsrat verhindert. Der Konflikt sei eine innere Angelegenheit Syriens, betonte Lawrow. Assad müsse die Chance haben, versprochene Reformen umzusetzen. »Die Lage in Syrien ist nicht so einfach, wie manch einer sie darstellen mag.« Zwar verurteilte der russische Chefdiplomat offiziell »jede Form von Gewalt«. Doch sei es nicht so, dass Assads Truppen nur gegen friedliche Zivilisten vorgingen. »Dort gibt es sehr viele Provokateure mit Waffen in den Händen. Und ich denke, dass kein Staat Versuche eines direkten Putsches zulässt«, erklärte Lawrow in Astana (Kasachstan). Die Lage in Syrien sei keine Bedrohung für die internationale Sicherheit.

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