Besser erst auskurieren

Kranke Kollegen am Arbeitsplatz schaden sich und den Unternehmen

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.
Immer mehr Beschäftigte gehen zur Arbeit, obwohl sie krank sind – oft in der Angst, ansonsten den Job zu verlieren. Eine Studie im Auftrag der Felix-Burda-Stiftung zeigt, dass kranke Kollegen am Arbeitsplatz ihre Unternehmen fast doppelt so viel kosten als wenn sie zu Hause blieben.

Krankwerden und trotzdem zur Arbeit gehen? Das ist nicht nur für pflichtbewusste Mitarbeiter ein Thema, auch Firmeninhaber und andere Chefs sollten sich mit der Frage auseinandersetzen. Eine Studie im Auftrag der Felix-Burda-Stiftung beziffert die Kosten für die Fehlzeiten Erkrankter auf durchschnittlich 1197 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Für die versteckten Kosten des sogenannten Präsentismus, der für die Anwesenheit kranker Beschäftigter am Arbeitsplatz steht, werden 2394 Euro veranschlagt. Unter dem Strich werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch kranke Arbeitnehmer um fast ein Zehntel geschmälert.

Kranke Beschäftigte leisten weniger, machen mehr Fehler und werden häufiger Unfallopfer. Sie begünstigen darüber hinaus, dass ihre Leiden chronisch werden, schaden sich langfristig also eher selbst, als dass sie ihren Arbeitsplatz sichern. In einem ähnlichen Irrtum befinden sich jene, die meinen, dass ein längerer Büroaufenthalt als besonderes Engagement gewertet wird. Längst ist bekannt, dass diese Mitarbeiter nicht die effizientesten sind.

Abhilfe könne nur verstärkte Prävention in den Unternehmen schaffen. Dafür müssten aber transparente Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen werden, so die Felix-Burda-Stiftung, die sich sonst vor allem in der Darmkrebs-Früherkennung engagiert. Steuerlich gefördert werden Präventivmaßnahmen nur über die Krankenkassen bis zu 500 Euro pro Kopf und Jahr. Die Förderung läuft über die begünstigten Mitarbeiter, muss aber vom Arbeitgeber im Einzelfall verhandelt werden. Diesen Aufwand leisten sich nur wenige Unternehmen.

Betriebskrankenkassen können sogar vom Bundesversicherungsamt abgemahnt werden, wenn ihre Investitionen in die Vorsorge deutlich über dem Richtwert von 2,86 Euro pro Mitarbeiter liegen. Die Burda-Stiftung fordert, Betriebsärzte bei der Vergütung für Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen oder Krebsprävention nicht länger gegenüber den Hausärzten zu benachteiligen. Betriebsärzte würden auch Menschen erreichen, die von sich aus keine präventiven Maßnahmen in Anspruch nehmen.

US-Untersuchungen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement haben nachgewiesen, dass jede Investition in diesem Bereich einen mindestens fünffachen Nutzen einspielt. Nach dem gescheiterten Anlauf zu einem Präventionsgesetz seitens der jetzigen Bundesregierung sei nun eine Rahmenstrategie für die betriebliche Vorsorge in Arbeit, so die Burda-Stiftung. Besonders wichtig ist diese für die kleinen und mittleren Unternehmen, die in Deutschland rund 70 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigen.

Nach aktuellen Zahlen des Nürnberger Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung waren deutsche Arbeitnehmer 2010 so häufig krank wie schon lange nicht mehr. Im Schnitt fielen sie 8,1 Tage aus. Damit erreichte der Krankenstand den höchsten Wert seit 2002. Laut Zahlen der Techniker Krankenkasse sind 15- bis 25-Jährige im Schnitt zwei Mal pro Jahr krankgeschrieben, ihre älteren Kollegen nur einmal.

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