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Türkischer Rückzieher bei Gaza-Flottille

»Mavi Marmara« soll sich nicht beteiligen

  • Lesedauer: 2 Min.
Das im vergangenen Jahr von einem israelischen Marinekommando gekaperte türkische Schiff »Mavi Marmara« wird sich nicht an einer neuen Hilfsaktion für den Gazastreifen beteiligen. Das Schiff werde »aus technischen Gründen« nicht an dem Versuch teilnehmen, Ende Juni die israelische Seeblockade des Palästinensergebiets zu durchbrechen, hieß es am Freitag in Istanbul.

Istanbul (dpa/ND). Wenige Tage vor dem geplanten Ablegen einer neuen Gaza-Flottille haben die türkischen Organisatoren auf Druck der Regierung einen Rückzieher gemacht. Aus »technischen Gründen« werde das Leitschiff »Mavi Marmara« nicht wie geplant Ende Juni mit Kurs auf den Gazastreifen ablegen, sagte der israelisch-schwedische Musiker und Sprecher der Organisatoren der neuen Hilfsflottille, Dror Feiler, von der türkisch-islamischen Hilfsorganisation IHH am Freitag in Istanbul. Es werde aber auch kein anderes türkisches Schiff starten.

Die Seefähre »Mavi Marmara« sollte ursprünglich Ende des Monats an der Spitze von 15 Schiffen in See stechen, um die israelische Blockade des Palästinensergebietes zu durchbrechen. Um einen der zur Verfügung stehenden insgesamt 1500 Plätze an Bord hatten sich bei den Organisatoren nach deren Angaben nicht weniger als 300 000 Personen beworben. Zu den Prominenten, die ihre Teilnahme bekanntgegeben haben, gehört der Abgeordnete der Europäischen Linksfraktion Willy Meyer Pleite aus Spanien.

Ob die weiteren Schiffe, die von anderen Häfen, darunter auch Hamburg, Kurs auf Gaza nehmen wollen, ihre Fahrt ebenfalls verschieben, blieb gestern offen Die IHH hat angekündigt, einige Aktivisten auf Booten aus anderen Staaten unterbringen zu wollen. Die türkische Regierung hatte die IHH – auch mit Blick auf die Eskalation der Gewalt in Syrien – aufgefordert, ihre Pläne zu überdenken. Türkischen Berichten zufolge kam es in der Hilfsorganisation daraufhin zu erbitterten Auseinandersetzungen um die Pläne.

Drohungen würden den geplanten zweiten Versuch, die israelische Seeblockade des Palästinensergebietes zu durchbrechen, nicht verhindern, hatten Mitglieder des Bündnisses um die IHH im Mai erklärt. »Israel hindert die Palästinenser noch immer, ihr eigenes Meer zu nutzen. Die Ein- und Ausfuhr von Waren wird kontrolliert und stark beschränkt.« Deswegen müsse man diese Blockade herausfordern. Am 31. Mai 2010 hatten israelische Soldaten die »Mavi Marmara« mit einer blutigen Kommandoaktion gestoppt und neun Menschen getötet.

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