Rohstoffe in der Schublade
Intitative will Schatz aus Millionen ungenutzter Handys heben
Im Mai warnte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor der großen Abhängigkeit der Industriestaaten von Seltenen Erden. Rund 97 Prozent dieser Metalle werden derzeit in China gefördert und aufbereitet. Die Preise für Seltene Erden sind zudem in den letzten Jahren extrem gestiegen, sodass es die Wirtschaft immer teurer zu stehen kommt, wenn wertvolle Rohstoffe dem Kreislauf dauerhaft entzogen werden.
Jährlich werden in Deutschland rund 30 Millionen neue Handys und Smartphones verkauft. Die meisten von ihnen ersetzen alte Geräte, die dann oft in Schubladen vergessen werden. Mit ihnen verschwinden auch die darin enthaltenen Rohstoffe. Mit dem Online-Portal HandysFuerDieUmwelt.de versucht die Deutsche Umwelthilfe (DUH), diese Altgeräte einzusammeln und verbindet damit zwei Ziele: Weiterverwendung der Geräte bzw. deren Recycling. Der Verbraucher muss nur einige wenige Daten wie Handytyp und Zustand des Gerätes angeben und erfährt dann, ob er sein Handy noch weiterverkaufen kann oder ob es recycelt werden sollte. Mit dem Portal solle vor allem der Anteil der wiederverwendeten Geräte erhöht werden, erläutert Steffen Holzmann weiter. Allzu oft würden noch vollkommen intakte Handys im Müll landen. Zwar werden Althandys bereits zur Weiterverwendung von verschiedenen Akteuren gesammelt. Zumeist aber, kritisiert Steffen Holzmann, Projektleiter bei der DUH, würden sie nach Fernost verschifft. Dort würden dann die darin enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen, jedoch oft unter Bedingungen, die Gesundheit und Umwelt gefährden.
Die DUH will mit ihrem Portal deshalb gleichzeitig auch für eine Verbesserung der Recyclingbedingungen sorgen. Das Handy, das keinen Verkaufspreis mehr erzielt, kann über das Portal mit einem Versandetikett versehen und kostenlos an den DUH-Partner Telekom geschickt werden. Die Deutsche Umwelthilfe will auch erreichen, dass die Geräte nicht bei den kommunalen Sammelstellen landen, weil sie dort nicht optimal recycelt werden können. »Man hat bei den Kommunen sehr grobe Sammlungen«, kritisiert Maria Elander, Leiterin der Kreislaufwirtschaft bei der DUH. »In einen Container landen hier nicht nur Handys, sondern auch Laptops, Videospiele und andere Elektrogeräte.« Dieser Mix aus Materialien erschwere das Recycling erheblich. Gold und Silber, Kupfer und Palladium, Indium und Platin können weitaus besser zurückgewonnen werden, wenn Handys gesondert recycelt werden. »Eine möglichst hohe Recyclingqualität von ausgedienten Elektrogeräten – und damit eine möglichst hohe Ressourceneffizienz der verwendeten Rohstoffe – ist nur über eine möglichst sortenreine Sammlung von Altgeräten möglich«, erläutert Maria Elander den betriebenen Aufwand.
Je stärker die Rohstoffpreise steigen, desto lohnender wird dieser Aufwand aus ökonomischer Perspektive. Vorteilhafter als jedes Recycling ist aber die Verminderung des Ressourcenverbrauchs. Hier gibt es zwar erste Zeichen für ein Umdenken. So bekommt man bei Verlängerung des Handyvertrages inzwischen nicht mehr automatisch ein neues Gerät, sondern kann sich alternativ auch für eine Gutschrift entscheiden. Für die meisten Kunden ist aber das modernere Gerät attraktiver. Von Regierungsseite gibt es derzeit keinerlei Initiativen zur Eindämmung der Handyflut.
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