Das Fußballfest für jedermann

In drei Tagen geht's los: »2011 von seiner schönsten Seite« hat das Organisationskomitee der Fußball-WM in seiner Werbung versprochen und die Sponsoringpartner des DFB präsentieren uns die Fußballerinnen unermüdlich als die neue Alternative zu Ballack, Löw und Co.: frisch, fröhlich, weiblich und sehr, sehr professionell.

Der Frauenfußball lässt sich mittlerweile so gut vermarkten, dass der DFB den deutschen Frauen im WM-Erfolgsfall eine Prämie von 60 000 Euro pro Nase verspricht: Was für ein Fortschritt gegenüber dem legendären Kaffeeservice, dass der Verband für den EM-Titel 1989 herausspringen ließ! Der Frauenfußball mausert sich, die »Professionalisierung« nimmt ihren Lauf, unaufhaltsam.

Schon 1894 gründete eine Engländerin mit dem passenden Namen Nettie Honeyball den ersten Frauenfußballklub, 1895 sollen in London bereits einmal 10 000 Zuschauer zu einem Spiel gekommen sein – damals allerdings eher aus Lust an der Schadenfreude, denn aus sportlichem Interesse.

Fast ein Jahrhundert mit vielen Schmähungen, Beschimpfungen und Verboten sollte es schließlich dauern, ehe 1991 in China zum ersten Mal ein Weltmeistertitel an eine Frauenmannschaft vergeben wurde: die USA. Der »FIFA Women's World Cup« erlebt 2011 tatsächlich erst die sechste Auflage – Mann reibt sich die Augen!

Glaubt man einer repräsentativen Umfrage, die ein WM-Sponsor in Auftrag gegeben hat, interessieren sich in diesem Jahr 46 Prozent der Deutschen »stark oder sehr stark« für die Frauen-WM. Und bei entsprechenden Erfolgen der deutschen Fußballerinnen rechnen angeblich sogar 75 Prozent mit einem Sommermärchen wie 2006.

In den nächsten drei Turnierwochen werden wir beobachten, ob der Funke aus den Stadien überspringt in die Public-Viewing-Zonen. Wird die WM das erhoffte Spektakel? Begeistern sich jung und alt, Fußballmuffel wie glühende Anhänger, Männer wie Frauen?

Alle Zutaten für einen Fußballfestsommer sind da. Die 336 Spielerinnen aus 16 Ländern werden ihr Bestes geben. Viele spannende Spiele sind garantiert, denn die Weltspitze ist hinter Brasilien, Deutschland und den USA dicht zusammengerückt: England, Frankreich, Nordkorea – so mancher hofft bei der WM auf höhere Weihen. Der Fußball, wie ihn die Frauen spielen, ist längst auf einem so hohen technisch-taktischen Niveau angelangt, dass bei den TV-Übertragungen keine Langeweile droht.

Und sollte doch mal ein ödes 0:0 passieren, wird niemand allzu sehr verwundert sein. Denn langweilige Spiele können keinen Zuschauer mehr überraschen: Man kennt sie aus dem Männerfußball zur Genüge.

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