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Welche WM ist das eigentlich?

Einer Studie zufolge ist Sexismus in Berichterstattung und Gesellschaft unterschwellig noch vorhanden

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Wie berichtet man eigentlich richtig über diese Frauenfußball-WM? Oder ist es doch die Fußball-WM der Frauen? Oder einfach nur die Fußball-WM 2011? Gibt es denn noch eine andere? Das reicht erst mal an Fragen. Nicht nur Journalisten suchen oft den Vergleich zwischen Männern und Frauen. Er scheint hierzulande der sportinteressierten Gesellschaft in die Gene gepflanzt. Und der Zusatz »Frauen« ist oft dabei, um – bewusst oder nicht – den Unterschied zur »eigentlichen WM« (der Männer) sicherzustellen, sagen Nina Degele und Caroline Janz .

Die Soziologinnen haben in einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung »Homophobie, Rassismus und Sexismus im Fußball« untersucht und kurz vor der WM (der Frauen) ihre Ergebnisse veröffentlicht. Fazit: Vorurteile sind noch vorhanden, wenn auch unter dem Druck der politischen Korrektheit in den Hintergrund geraten.

Die Forscherinnen ließen zunächst 142 Menschen in kleinen Gruppen diskutieren. Diese bekamen Fotos vorgesetzt von sich innig umarmenden Fußballern und einander foulenden Fußballerinnen, von Trikot zupfenden Männern und sich selbiges vom Leib reißenden Frauen. Egal, wie sehr die Bilder den Vorurteilen widersprachen, irgendwie passten sie am Ende doch ins gewohnte Bild: »Gut, die freuen sich«, sagte etwa ein Fußballer einer schwäbischen Dorfmannschaft über die Jubelpose der US-Amerikanerin Brandi Chastain. »Aber da springt kein Funke über.« Männer hätten im Fußball ein Exklusivrecht auf Emotionen, übersetzt Degele. In der Wirtschaft wird Frauen meist zu viel Emotionalität vorgeworfen.

Männer hätten mehr Kraft, seien schneller und leichter zu trainieren. Das sei vorherrschende Meinung, vor allem unter denen, die vorgeben, viel davon zu wissen, selbst wenn sie noch nie ein Frauenspiel gesehen haben. Im Fußball würden Frauen nur akzeptiert, solange sie als anders gelten.

Unterschiede würden meist biologisch erklärt, sagt Degele. »Wir haben mal im Strukturellen geforscht.« Fußballerinnen werden demnach ins zierliche Weiblichkeitsideal gepresst. Wer seine Muskeln zeigt, gilt mindestens als unattraktiv, wenn nicht als »Kampflesbe«. Dabei ermöglichen stärkere Muskeln härtere Schüsse. Prämien und Gehälter liegen weit unter denen der Männer, was eine Professionalisierung unmöglich macht. Es gibt weitere Beispiele.

So bleibt Sexismus haften im Fußballbild der Deutschen, auch wenn niemand mehr etwas gegen Frauen im Fußball hat oder »niemand mehr etwas gegen sie haben darf«, meint Degele. Ein hartes Urteil, das längst nicht mehr auf alle Deutschen zutrifft.

Was heißt das nun für die WM-Reporter? Die Forscher schreiben den Medien einen großen Einfluss zu. Einerseits verfestigten sie mit ständigen Vergleichen das »Anderssein« des Frauenfußballs. Andererseits trugen sie zur Normalisierung in den vergangenen Jahren bei. Was genau ist normal? Stehen sich Mann- oder Frauschaften gegenüber? Spielen sie Mann- oder Fraudeckung? Und wer tauscht die Wimpel: Kapitän oder Kapitänin?

Wie wär es damit: Beim Käpt'n macht selbst die Marine keinen Unterschied, Bundestrainerin Silvia Neid spricht stets von ihrer »Mannschaft«. Und Manndeckung ist auch bei Frauen längst aus der Mode. Viel Spaß bei der WM!

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