Wo selbst der Letzte schummelt

Kurz vorm Tourstart: Wim Vansevenant mit Dopingmitteln erwischt

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die schlechtesten Schlagzeilen für die am Samstag beginnende Tour de France sorgte der dreifache Träger der »roten Laterne« bei der Tour de France, Wim Vansevenant. Von 2006 bis 2008 hatte der Belgier das kuriose Triple geschafft, jeweils als Letzter des Gesamtklassements in Paris anzukommen. Vansevenant hatte immer betont, »ein anderes Rennen« als die unter Dopingverdacht stehenden Spitzenfahrer zu fahren. »Ich fahre sauber. Was die anderen machen, weiß ich nicht«, pflegte er zu sagen.

Drei Jahre nach seinem Rücktritt sind erhebliche Zweifel an dieser Aussage angebracht. Wie belgische Zeitungen berichteten, wurde Vansevenant, der seit seinem Abschied vom Peloton Ehrengäste des Rennstalls Omega Pharma Lotto kutschiert, am Flughafen Brüssel mit einer Packung »ultramoderner Dopingpräparate zum Aufbau von Muskelmasse« erwischt. Vansevenant soll die Produkte aus Australien eingeführt haben. Ob sie für noch aktive Kollegen des einstigen Profis bestimmt waren, ob Vansevenant sie auf dem Bauernhof einsetzen wollte oder auch die von ihm betreuten VIP-Gäste nach einem »authentischen Rennfeeling« streben, ist derzeit nicht geklärt. Gegenüber dem Branchendienst Cyclingnews bestätigte der Genter Staatsanwalt Francis Clarysse, der gleichzeitig Koordinator der Anti-Hormon-Einheit der belgischen Strafverfolger ist, eine »fortlaufende Ermittlung«.

Die 98. Tour de France beginnt am Samstag im bretonischen Badeort Fromentine und passiert dabei eine bei Flut überschwemmte Straße. Sie endet nach 21 Etappen und insgesamt 3430,5 km am 24. Juli in Paris. Titelverteidiger und heißester Favorit auf den Gesamtsieg ist der Spanier Alberto Contador. Er fährt allerdings unter Vorbehalt. Gegen ihn ist noch ein Dopingverfahren aus dem letzten Jahr anhängig. Bei der Tour 2010 wurden ihm in vier Urinproben Spuren vom Kälbermastmittel Clenbuterol nachgewiesen. Die letztinstanzliche Entscheidung wurde auf den 1. August vertagt. Wird Contador dort schuldig gesprochen, werden ihm nicht nur der letzte Tourtitel sowie der diesjährige Giro-Erfolg aberkannt, sondern auch alle Siege, die ihm bei dem in dieser Woche startenden Rennen gelingen.

Trotz dieses schwebenden Verfahrens verzichtet Contador nicht auf einen Tourstart. Mit einem so belasteten Mann wie ihm und dem jetzt mit Dopingprodukten erwischten »Besten« der Letzten aus Belgien wird die Tour de France in eine veritable Dopingverdachtszange genommen. Vansevenants illegale Einfuhraktivitäten haben der weit verbreiteten Hoffnung, dass wenigstens die Berufsradler am Ende des Pelotons Abstand vom Sportbetrug nehmen, einen schweren Schlag versetzt.

Von Team Omega Pharma Lotto, bei dem auch die drei deutschen Tourstarter André Greipel, Sebastian Lang und Marcel Sieberg unter Vertrag stehen, war bislang keine Stellungnahme zu Vansevenant zu erhalten.

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