Durchbruch der jungen Garde
Tschechin Petra Kvitova gewinnt überraschend in Wimbledon
Als sich Petra Kvitova ihren Kindheitsraum erfüllt hatte und überglücklich zu Boden sank, stand ihr großes Idol Martina Navratilova applaudierend in der Royal Box. Beide Daumen in die Höhe gestreckt, nickte die Wimbledon-Rekordsiegerin ihrer tschechischen Nachfolgerin anerkennend zu. Wohl wissend, wie überwältigend die Emotionen nach einem Tennis-Coup auf dem Heiligen Rasen sind. »Das ist der Beginn einer großen Karriere«, jubelte Navratilova. »Ein Star ist geboren.«
Beim letzten Einzelerfolg Navratilovas 1990 steckte Kvitova als vier Monate altes Baby noch in den Windeln. 21 Jahre später trug sich die Linkshänderin selbst in die Annalen der 125-jährigen Wimbledon-Geschichte ein. »Es ist ein Traum, ein unbeschreibliches Gefühl«, sagte die überwältigte Kvitova. In der Heimat wurde Tschechiens neues Ass aus dem kleinen Örtchen Fulnek überschwänglich gefeiert: »Eine Löwin hat Geschichte geschrieben«, schrieb die Zeitung »Nedelni Sport«.
Direkt nach dem überraschend souveränen 6:3 6:4-Finalsieg über die russische Favoritin Maria Scharapowa ging die neue Tennis-Queen von Wimbledon am Samstag schnurstracks zu ihren Jugend-Idolen. Die neunmalige Gewinnerin Navratilova und Jana Novotna, die 1998 an der Church Road triumphiert hatte, warteten in den Katakomben schon auf die neue Weltranglisten-Siebte. »Sie waren so glücklich. Ich habe geweint, nachdem ich sie getroffen hatte«, berichtete Kvitova. Die beiden hätten sie inspiriert und wertvolle Tipps gegeben. »Es ist großartig, dass sie jedes Spiel von mir hier gesehen haben. Ich bin so stolz.«
Das war auch die zweite große Überraschung des Frauenturniers: Sabine Lisicki. Zwar verlor die 21-Jährige gemeinsam mit der Australierin Samantha Stosur das Doppelfinale gegen Kveta Peschke und Katarina Srebotnik (Tschechien/Slowenien) mit 3:6, 1:6. Lisicki betonte aber: »Es war eine super Rasensaison für mich: Turniersieg in Birmingham, Wimbledon-Halbfinale und dann auch noch das Endspiel im Doppel – toll!« Nun sei der Akku leer.
Obwohl erst 24 Jahre alt, verfügt Scharapowa, Wimbledon-Siegerin von 2004, über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Dass sie diesmal nicht jubeln konnte, lag auch an ihrem schwachen Aufschlag. Insgesamt fünfmal nahm Kvitova der Russin das Service ab.
Kvitovas erster Grand-Slam-Titel und Lisickis Durchbruch in die Weltspitze könnten endgültig eine Zeitenwende im Frauentennis einleiten. Die Karrieren der Williams-Schwestern und die Laufbahn von Kim Clijsters neigen sich dem Ende entgegen, Justine Henin ist schon weg – der Generationswechsel ist in vollem Gang.
Spielerinnen wie Kvitova, dem deutschen Fed-Cup-Trio Lisicki, Andrea Petkovic und Julia Görges oder Victoria Asarenka aus Belarus gehört die Zukunft. Und dann ist da natürlich noch Scharapowa. Den kleinen Teller für die unterlegene Finalistin in der Hand, kündigte die Russin noch während der Siegerehrung an: »Ich wollte die große Trophäe. Und das ist das, wofür ich hierher zurückkommen werde. Und ich werde sie bekommen.« Resultate Seite 19
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