München trägt Trauer
Kommentar von Jirka Grahl
Aus der Traum: Nicht München wird Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2018 sein, sondern die südkoreanische Kreisstadt Pyeongchang. Nur einen Wahlgang brauchten die IOC-Mitglieder in Durban, um sich zu entscheiden – ein deutliches Votum für die Südkoreaner, die sich von Bewerbung zu Bewerbung gesteigert haben. Im dritten Anlauf wurde nun alles gut – die Delegation um die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-na überzeugte bei der gestrigen Präsentation mit einem fehlerlosen Auftritt. Seit zehn Jahren erfüllen die Koreaner und der Großsponsor Samsung dem IOC beinahe jeden Wunsch. Gestern gab es die Belohnung dafür.
Die Münchner, die sich in den vergangenen Wochen in einen kaum verständlichen Optimismus hineingesteigert hatten, sollten die Niederlage sportlich nehmen. Regelmäßig hatte IOC-Präsident Jacques Rogge vor der Abstimmung anklingen lassen, wie sehr es das IOC begrüße, wenn ein Kandidat Beharrlichkeit zeige. Dafür, dass München sich in der Disziplin Geduld versuchen will, gibt es noch keine Anzeichen – was die stattliche Anzahl der Olympiagegner hierzulande sicherlich freuen wird. Olympische Spiele sind ein Milliardenspektakel, die Nebenwirkungen für Umwelt und Staatsfinanzen zuweilen äußerst schwerwiegend.
Eine Stilblüte bleibt uns nach dem Sieg der Südkoreaner immerhin erspart: Kein Schreiberling wird je schwadronieren, dass es wieder mal »Kaiser« Beckenbauer war, der die Spiele nach München geholt habe.
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