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In Sibirien brennt es lichterloh

Russland drohen bis mindestens 2015 jeden Sommer extreme Hitzenwellen

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Regen, der in dieser Woche in Moskau niederging, verdampfte zum Teil schon, bevor er den dürstenden Rasen und die vor Hitze glühenden Straßen und Gehwege erreichte. Und rechte Freude kam bei den Moskowitern schon allein deshalb nicht auf, weil der Wetterdienst nichts Gutes mitzuteilen hatte. Demzufolge klettert die Quecksilbersäule schon am Wochenende erneut weit über die Dreißig-Grad-Marke. Auch der Wind soll wieder auf Südost drehen und neue Massen trockener heißer Luft aus den Steppen am Kaspischen Meer vor sich hertreiben.

Wochenlange Trockenheit und extreme Hitze von fast 40 Grad hatten schon im letzten Juli in Moskau eine Umweltkatastrophe heraufbeschworen. Fast zwei Wochen hingen Qualm schwelender Torfmoore und Abgase über der Zwölf-Millionen-Metropole, wo die Sicht nur noch wenige Meter betrug und die Menschen sich nur mit Atemmasken auf die Straße wagten. Im östlichen und südöstlichen Umland stehen die ersten Wälder und Torfmoore bereits erneut in Flammen. Nach dem Wochenende, das viele Hauptstädter zu – verbotenen – Grillpartys nutzen, verdoppelte sich die Brandfläche nahezu. Bei den Löscharbeiten waren zeitweilig 400 Menschen und 120 Einheiten schwerer Technik im Einsatz.

Auch in Sibirien brennt es schon wieder lichterloh. Vor allem die Lärchentaiga hinter dem Baikalsee. Und die Prognosen sind alles andere als beruhigend. In den nächsten fünf Jahren, so hieß es im Ministerium für Katastrophenschutz, müsse Zentralrussland, wo mäßig warme, feuchte Sommer die Regel sind, mit extremen Hitzewellen und längeren Dürreperioden rechnen, die bis weit in den Herbst hineinreichen könnten. Ein signifikanter Temperaturanstieg drohe in allen Regionen. Auch im ohnehin heißen Süden, wo Werte um die 40 Grad zur Norm werden könnten. Dazu würde die Dauer der einzelnen Hitzewellen fast um die Hälfte zunehmen.

Das Massenblatt »Moskowski Komsomolez« hatte seine Leser daher online zu Ratschlägen beim Kampf gegen Hitze und Dürre aufgefordert. Das Echo war beeindruckend, die Kreativität, die Iwan Normalverbraucher dabei an den Tag legte, verblüffte selbst Experten. Am besten ist es demzufolge, alle Türen und Fenster weit aufzureißen und hinter jedem einen Ventilator so aufzustellen, dass er die heiße, verbrauchte Luft nach draußen pustet. Andere rieten dazu, in der Raummitte Eimer mit klein gestoßenem Eis aufzustellen oder dieses gar in Müllsäcke zu packen und damit die Betten zu kühlen. Auch extrem scharfes Essen hilft angeblich. Dadurch komme der Stoffwechsel auf Touren, der Körper verbrauche deshalb mehr Energie und der Schweiß, den er dabei absondert, wirke wie ein Schutzschild nach dem Thermos-Kannen-Prinzip, das den Wärmeaustausch verhindert.

Es waren auch brauchbare Ratschläge dabei: Einstige Diplomaten mit Tropen-Erfahrung schwören auf heißes Duschen, das wirklich Linderung verschafft. Vor allem, wenn man sich hinterher nicht abtrocknet. Noch besser, meinen Heimkehrer aus Zentralasien, sei grüner Tee. Ungesüßt und mit einer Prise Salz, die das Wasser im Körper bindet. Der Nachahmungseffekt hält sich bisher in Grenzen. Statt in die Tschoi-chana – usbekische Teestuben, die es vereinzelt inzwischen in Moskau gibt, zieht es die Massen eher zu den fliegenden Händlern mit Sahneeis und Kwass, einem säuerlichen, leicht alkoholhaltigen Getränk, das aus vergorenem Brot gewonnen wird und angeblich schon den Recken altrussischer Sagen als Krafttrunk diente.

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